Zum Drucken hier klicken!

- ARZT & WIRTSCHAFT - https://www.arzt-wirtschaft.de -

Abrechnungsprüfung in der Arztpraxis: Was Niedergelassene erwartet


consultant is searching for irregularities in the documentation

Gemäß § 106 d SGB V prüfen KVen und gesetzliche Krankenkassen die Rechtmäßigkeit und Plausibilität der von Vertragsärzten abgerechneten Leistungen. Vertragsärztinnen und -ärzte sollten wissen, was geprüft wird und wie die Prüfung der Abrechnung abläuft. Dadurch können Sie Ärger vermeiden.

Letztlich meinte ein Kollege: „Die Wirtschaftlichkeitsprüfung habe ich gerade ohne Beanstandung hinter mich gebracht, schon meldet sich das Gewerbeaufsichtsamt zur Prüfung.“ Diese Feststellung zeigt exemplarisch, wie stark Prüfungen die niedergelassenen Kollegen belasten.

Bei der Abrechnung wird meist binnen zwei Monaten nach Einreichen automatisiert geprüft, ob die abgerechneten GOP (Gebührenordnungspositionen) sachlich und rechnerisch korrekt sind, also, ob der Vertragsarzt nur GOP abrechnet, die durch seine Zulassung gedeckt sind und für die er eine spezielle KV-Genehmigung (Kassenärztliche Vereinigung) hat. Die Plausibilitätsprüfung der Abrechnung erfolgt wesentlich später und prüft nur, ob der Vertragsarzt die Leistungen persönlich vollständig erbracht haben kann und dafür auch die Fachkompetenz, Ausrüstung und Genehmigung hat. Ob die Leistungen wirtschaftlich sind – entsprechend §12 SGB V – wird gegebenenfalls in einer Wirtschaftlichkeitsprüfung analysiert.

Plausibilitätsprüfung durch die KV

Wie in § 106 d (2) SGB V beschrieben, prüft die jeweilige KV die sachliche und rechnerische Richtigkeit der Abrechnung.

Im ersten Schritt wird geprüft, ob der EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) richtig angewandt wurde. Danach prüft die KV (Beispiel: Baden-Württemberg) durch Stichproben, aufgrund von Hinweisen und nach weiteren Aufgreifkriterien, ob die Abrechnung plausibel ist.

Prüfung durch Krankenkassen

Wie in § 106 d (3) aufgeführt, können auch die Krankenkassen die Plausibilität der Abrechnung prüfen. Dabei prüfen diese besonders, ob eine Leistungspflicht besteht, ob die abgerechnete Leistung zur kodierten Diagnose passt und ob der abrechnende Arzt dazu berechtigt ist.

Fazit

Wer das Procedere kennt, kann auch aktiv auf die KV zugehen, wenn sich zum Beispiel bei einer Pandemie die Patientenzahl schlagartig erhöht und dies Ärger mit dem Zeitprofil bedeuten könnte.

§ 106 d SGB V (Auszüge)

(1) Die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Krankenkassen prüfen die Rechtmäßigkeit und Plausibilität der Abrechnungen in der vertragsärztlichen Versorgung.

(2) Die Kassenärztliche Vereinigung stellt die sachliche und rechnerische Richtigkeit der Abrechnungen der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte … fest; dazu gehört auch die arztbezogene Prüfung der Abrechnungen auf Plausibilität sowie die Prüfung der abgerechneten Sachkosten. Gegenstand der arztbezogenen Plausibilitätsprüfung ist insbesondere der Umfang der je Tag abgerechneten Leistungen im Hinblick auf den damit verbundenen Zeitaufwand des Arztes; Vertragsärzte und angestellte Ärzte sind entsprechend des jeweiligen Versorgungsauftrages gleich zu behandeln. … Bei den Prüfungen ist von dem jeweils angeforderten Punktzahlvolumen unabhängig von honorarwirksamen Begrenzungsregelungen auszugehen. …

(3) Die Krankenkassen prüfen die Abrechnungen der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte und Einrichtungen insbesondere hinsichtlich

  1. des Bestehens und des Umfangs ihrer Leistungspflicht,
  2. der Plausibilität von Art und Umfang der für die Behandlung eines Versicherten abgerechneten Leistungen in Bezug auf die angegebene Diagnose, …
  3. der Plausibilität der Zahl der vom Versicherten in Anspruch genommenen Ärzte, unter Berücksichtigung ihrer Fachgruppenzugehörigkeit. …

(4) Die Krankenkassen oder ihre Verbände können, sofern dazu Veranlassung besteht, gezielte Prüfungen durch die Kassenärztliche Vereinigung nach Absatz 2 beantragen. …

Anzeige

Kostenfreie Online-Fortbildung – exklusiv für MFA/ZFA & Praxismanager

MFA und Praxismanager bilden den Grundstein jeder Praxis – ohne sie würde der Praxisalltag nicht funktionieren. Doch im geschäftigen Praxisalltag kann es vorkommen, dass wenig Zeit für die indivi... Mehr
Ilias TsimpoulisChief Medical Officer bei Doctolib