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Diagnose und Abrechnung in der Hausarztpraxis: Das sollten Sie bei Nykturie wissen


Mann muss nachts zur Toilette

Nicht in jedem Fall von nächtlichem Wasserlassen handelt es sich um pathologische Vorgänge im Körper, doch mögliche Ursachen sollten sorgfältig eruiert werden, zunächst meist beim Hausarzt.

Die Liste der auslösenden Ursachen für nächtlichen Harndrang ist vielfältig, teilweise auch geschlechtsspezifisch wie beispielsweise bei Prostataerkrankungen oder Schwangerschaft. Daher muss man nicht bei jedem Patienten und jeder Patientin alle Möglichkeiten der Differentialdiagnostik einsetzen.

Anamnese und Untersuchung bei Verdacht auf Nykturie

Schon mithilfe einer sorgfältigen Anamnese lassen sich erste und oft auch wegweisende Hinweise auf die Ursache einer geklagten Nykturie erkennen. So können eine Polyurie und vermehrter Durst auf einen Diabetes hinweisen oder eine zunehmende Belastungsdyspnoe auf eine Herzinsuffizienz (EBM: 03000 und 03230; GOÄ: Nrn. 1 und 3). Bei der 03230 ist jedoch auf das maximale Punktzahlvolumen pro Quartal zu achten, das bei 45 Punkten pro Behandlungsfall liegt. Ebenfalls bei der Anamnese lassen sich die Einnahme harntreibender Medikamente oder eine exzessive Flüssigkeitsaufnahme am Abend als Ursache einer Nykturie erkennen.

Auch die klinische Untersuchung führt oftmals schon zur wahrscheinlichen Ursache. So können Unterschenkelödeme sowohl Zeichen einer Herzinsuffizienz als auch einer chronisch venösen Insuffizienz sein. Die klinischen Untersuchungen verstecken sich im EBM in der Versichertenpauschale, in der GOÄ ist hier vorwiegend die Nr. 7, aber häufig auch die Nr. 8, die Ganzkörperuntersuchung, ohne Probleme abrechenbar.

Kardiale Ursache für Nykturie?

Bei Verdacht auf eine kardiale Ursache, besonders eine Herzinsuffizienz, kann ein EKG ohne und mit Belastung hilfreich sein (EBM: nur die Ergometrie ist mit der 03321 abrechenbar; GOÄ: Nrn. 651, 652), differentialdiagnostisch ebenfalls eine Spirometrie (EBM: 03330: GOÄ: 605, 605a). Eine Sonografie hilft beim Nachweis oder Ausschluss einer Stauungsleber (EBM: 33042; GOÄ: Nrn. 410, 420).

Prostata-, Hanblasenerkrankungen

Eine häufige Ursache bei Männern ist ein Prostataleiden und hier häufig eine benigne Prostatahyperplasie. Zur Abklärung kann neben der digitalen rektalen Untersuchung (GOÄ: Nr. 11), auch im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung (EBM: 01731; GOÄ: Nr. 28), die Sonografie helfen. Diese gehört allerdings nicht zur Früherkennung und dient zum Beispiel zum Nachweis von Restharn. Allerdings sind auch bei Untersuchungen vor und nach Miktion die Sonografienummern nur einmal pro Sitzung abrechenbar, die Nr. 410 eventuell mit höherem Faktor. Aber die Sonografie ist nicht nur bei Männern indiziert, sondern auch bei Frauen, um so beispielswiese Harnblasensteine oder -tumore mit einer obstruktiven Komponente zu erkennen.

Neurologische Ursache für Nykturie ?

Auch eine Harninkontinenz kann Nykturie verursachen. Diese kann auch Folge einer fortgeschrittenen Gravidität sein oder ein Symptom neurologischer Erkrankungen wie beispielsweise beim Parkinsonsyndrom oder bei demenziellen Syndromen. In diesen Fällen kann bei GOÄ-Abrechnung die Nr. 800 abgerechnet werden, aber nicht neben Nr. 8! Die neurologische Untersuchung ist im EBM für Hausärzte nicht gesondert abrechenbar.

Laboruntersuchungen
Auf Laboruntersuchungen kann in der Regel nicht verzichtet werden

  • Laboruntersuchungen sind erforderlich, um Ursachen der Nykturie wie etwa Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankungen und Herzinsuffizienz (proBNP) abzuklären.
  • Der PSA-Wert ist von Ausnahmen abgesehen keine GKV-Leistung.
  • Die Abrechnung der Laboruntersuchungen erfolgt im EBM durch die Analysen erstellende Stelle (Arztpraxis, Laborgemeinschaft oder Laborarzt); in der GOÄ können sie aus den Abschnitten MI und MII durch den veranlassenden Arzt selbst abgerechnet werden.
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