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Der Fall Wirecard und die Aktienkultur

von A&W Online

Wirecard, Aktien
Foto: Nitschmann, Hans-Joachim - stock.adobe.com

Auch wenn die Meldungen zu Wirecard sich fast im Minutentakt überschlagen, so bleibt doch festzuhalten, dass der Vertrauensverlust vieler Privatanleger gegenüber den Bilanzierungspraktiken nachhaltig sein kann. Das wäre tragisch, denn Wirecard ist die absolute Ausnahme – und Aktieninvestments solide Sachwerte, meint Michael Thaler*.

Die Aktienanlage in Deutschland hat es nicht leicht. Die SPD flirtet schon seit Längerem mit einer höheren Besteuerung von Aktiengewinnen. Aktiendividenden werden gegenüber Bankkrediten bei der Finanzierungsstruktur steuerlich benachteiligt. Eine Förderung der Altersvorsorge wie in den USA gibt es nicht. Mitarbeiteraktien haben keine politische Lobby. Eine europäische Finanztransaktionssteuer, die dazu gedacht war Spekulationen von Banken zu unterbinden, werden nur langfristig orientierte Aktienanleger zu zahlen haben. Die Liste könnte beliebig verlängert werden.

Und dann sind die Aktienindizes in Deutschland auch noch randvoll mit Aktienunternehmen aus Sektoren, die vor strukturellen Herausforderungen stehen: Automobil, Banken, Stahl und vieles mehr. Eine rare Ausnahme bildete hier das Fintech Wirecard.

Skandal und Investoren

Der Skandal um offenbar nicht vorhandene Treuhand-Gelder und möglicherweise betrügerische Geldabflüsse ist für eine Bank wie Wirecard ein Desaster. Dabei war Wirecard ein Liebling der Anleger, ähnlich emotional aufgeladen wie die Lufthansa. Eine Facebook-Gruppe mit Anlage-Fans von Wirecard hatte mehr als 4.000 Abonnenten. Auch die BaFin hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Das Leerverkaufsverbot war für viele Privatanleger ein klares Signal dafür, dass die BaFin im Interpretationsstreit von Wirecard mit dem Financial-Times-Journalisten klar Position bezieht.

Was bedeutet das für die Aktienkultur in Deutschland?

Immerhin ist Wirecard immer noch Teil des illustren Leitindex DAX. Erleben wir einen zweiten Deutsche Telekom-Moment? Schließlich war es der Börsengang der Deutschen Telekom, der vielen deutschen Anlegern die Aktie schmackhaft gemacht hat. Nach den herben Verlusten zu Zeiten des Neuen-Marktes hat der völlig überzogene Preis für die Telekomaktien aber auch dazu geführt, dass sich Anleger in Scharen wieder von der Aktie als Anlageobjekt getrennt haben. Ganz so schlimm wird es nicht. Aber es zeigt sich, dass eine solide Bilanzanalyse zur Aktienanlage dazugehört. Dies war bei Wirecard aufgrund der vielfachen Schachtelungen und komplexen Zahlungsströme gewiss nicht einfach. Schließlich gehören auch die Fondsgesellschaften DWS, Union Investment und BlackRock zu den größten Aktionären. Aber ein Spruch von Warren Buffett bewahrheitet sich wieder: Kaufe nur, was Du auch verstehst.

*Der Autor: Michael Thaler ist Vorstand der TOP Vermögen AG in München.

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