Europäische Zentralbank behält Kurs bei: Parkplatz fürs Geld gesucht

Auch mit der neuen Präsidentin wird sich an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank kaum etwas ändern, meint Finanzexeperte Stefan Wallrich*. Er erklärt, warum sich auch sicherheitsbewusste Anleger nach renditebringenden Alternativen für heimische Staatsanleihen sowie für Spar- und Termineinlagen umsehen sollten.
Mario Draghi hat auf seiner letzten Sitzung als Notenbankpräsident noch einmal richtig Gas gegeben. Der Strafzins für Bankeinlagen wurde von 0,4 auf 0,5 Prozent angehoben, und seit dem 1. November kann die EZB wieder Staats- und Unternehmensanleihen im Umfang von monatlich 20 Milliarden Euro kaufen – ohne zeitliche Begrenzung. Wer als Zinsanleger nun hofft, dass die neue EZB-Chefin, Christine Lagarde mehr Zug in die europäische Geldpolitik bringt, dürfte enttäuscht werden. Sie wird die expansive Ausrichtung ihres Vorgängers fortsetzen.
Welche Folgen diese Geldpolitik für Sparer und Zinsanleger hat, lässt sich anhand einiger Zahlen leicht verdeutlichen. So wurde Mitte August erstmals eine 30-jährige Bundesanleihe mit negativer Rendite emittiert. Besitzer heimischer Staatspapiere mit zehnjähriger Restlaufzeit müssen auf Endfälligkeit gerechnet jedes Jahr 0,5 Prozent draufzahlen, und selbst Italien und Griechenland kommen bei gleicher Laufzeit aktuell mit Zinsen von 0,9 bzw. 1,4 Prozent aus. Sollte es irgendwann wieder zu steigenden Zinsen kommen, hätte dies zwangsläufig fallende Anleihekurse zur Folge. Dabei kommt dieser Effekt umso stärker zum Tragen, je länger die Restlaufzeit der Papiere ist.
Sinnvolle Investitionen
Bei Spar- und Termineinlagen werden zumindest noch homöopathische Zinsen gezahlt. Bei Festanlage für ein Jahr liegt der Durchschnittswert aktuell bei knapp unter 0,2 Prozent. Bezieht man die Inflation ein, verringert sich der Realwert einer Anlage von 100.000 Euro innerhalb einer Dekade auf 90.019 Euro. Hinzukommt das Problem der Einlagensicherung. So sind bei einer Bankenpleite pro Person und Bank lediglich Kundeneinlagen bis zu 100.000 Euro gesetzlich garantiert.
Für Anleger, die ihre Aktienquote nicht weiter aufstocken, gleichzeitig aber eine schleichende Vermögensentwertung umgehen wollen, stellt sich somit die Frage, wo freie liquide Mittel geparkt werden können.
Eine sinnvolle Möglichkeit sind Absolute-Return-Produkte. Ihre Manager orientieren sich nicht an einem Index, den es zu schlagen gilt, sondern sie streben in der Regel bei sehr kontrolliertem Risiko möglichst marktunabhängige Erträge in Höhe des Geldmarktes plus X an. Auch Gold halten wir als Liquiditätsersatz für gut geeignet, wobei Preisbewegungen – auch nach unten – natürlich nicht ausgeschlossen sind. Zumindest dürfte sich der Kritikpunkt, dass das Edelmetall keine Zinsen bringt, erledigt haben. Hinzu kommt seine Funktion als Krisenwährung. Sollte beispielsweise der Konflikt im Nahen Osten weiter eskalieren, könnte Gold nicht nur als stabilisierender Faktor im Depot wirken, sondern möglicherweise sogar mit weiteren Preissteigerungen glänzen.
Autor: Stefan Wallrich, Vorstand der Wallrich Asset Management AG in Frankfurt/Main
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