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Geldanlagen

Ab welchem Betrag oder Alter lohnt es sich, über Geldanlage überhaupt nachzudenken?

Laborenz: Da gibt es aus meiner Sicht keine Untergrenze. Die Aktienquote ist hierzulande extrem niedrig, was sich negativ auf den Vermögenszuwachs auswirkt. Um dem entgegenzuwirken, sollten junge Menschen möglichst früh schon kleine Beträge investieren. Aber bitte nicht so wie der typische Deutsche auf dem Sparbuch, sondern im langfristig rentableren Aktienmarkt.

Was muss ich wissen, um Geld dort anzulegen?

Laborenz: Aktien sind langfristig die rentabelste Anlageklasse und auch aktuell liegt die Dividendenrendite bei einem Vielfachen dessen, was man als Anleger mit verzinsten Anlagen erzielen kann. Wer dazu noch begriffen hat, dass diese Papiere reale Anteile an einem Unternehmen sind, die deutlich mehr mit einem langfristigen Immobilieninvestment als einem Roulettespiel zu tun haben, der kann loslegen.

Portrait Rainer Laborenz

Rainer Laborenz, Geschäftsführer bei der Offenburger azemos vermögensmanagement gmbH

Welche Fehler sollten vermieden werden?

Laborenz: Anleger sollten erstens nie alles auf eine Karte setzen, zweitens auf Qualität achten und sich drittens vor dem Angst- und Gier-Phänomen hüten. Theoretisch weiß jeder Anleger, dass man günstig kaufen und teuer verkaufen sollte, aber an der Börse machen es die meisten umgekehrt. Sie bekommen zittrige Hände, wenn Kurse fallen und verkaufen ihre Aktien, wenn sie billig sind. Gekauft wird dagegen meist, wenn ein Kurs massiv steigt, weil es dann ja etwas ganz Tolles sein muss.

Robo-Berater neigen dazu, ETFs zu empfehlen. Warum könnte das ein schlechter Rat sein?

Laborenz: ETFs bilden in der Regel Indizes ab. Einziges Aufnahmekriterium in einen Index ist aber nicht etwa die Qualität eines Unternehmens, sondern ausschließlich dessen Größe. Deswegen kaufen Indexinvestoren automatisch nicht nur günstige Aktien, sondern auch besonders teure Werte mit. So lange immer mehr Anleger in ETFs investieren, treibt die Nachfrage die Preise für Indexaktien weiter, aber was passiert, wenn dieser Zahlungsstrom sich in einer Krise durch die ETF-Verkäufe umkehrt? Dann wirken ETFs möglicherweise wie ein Brandbeschleuniger und gerade die Indexaktien werden besonders stark nach unten gerissen. Zudem enthalten etliche ETFs gar nicht wirklich die Aktien eines Index, sondern sind nur synthetisch abgebildet. Das kann im Krisenfall ebenfalls problematisch werden.

Mit welchen Bausteinen lässt sich dann ohne ETFs und Roboter ein Vermögen sinnvoll aufbauen?

Laborenz: Auch bei den ETFs gibt es vereinzelt gute Produkte, etwa solche, die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite herausfiltern und tatsächlich physisch kaufen. Damit werden automatisch Aktien, deren Kurse für die erwarteten Ausschüttungen niedrig sind, bevorzugt. Günstig Qualität zu kaufen ist der Kerngedanke des wertorientierten Investierens. Zahlreiche Aktienfonds investieren nach genau dieser Strategie. Mit einem Sparplan auf einen nach diesen Kriterien zusammengestellten Fonds, der am besten bereits über einen langen Zeitraum Erfolge vorweisen kann, können Anleger einen sinnvollen Grundstein für ein Vermögen legen.