Investmenterfolg an der Börse: So kontrollieren Sie Ihre Emotionen

Interview:
„Besser als Roboter investieren mit Strategie und Selbstdisziplin“
Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH erklärt, dass gefühllose Computerberater kein Allheilmittel sind, aber Anlageentscheidungen einem soliden Plan folgen sollten.
Sind Roboter, die derzeit gerne als ideale Finanzberater angepriesen werden, der Ausweg aus der Emotionsfalle?
Walter: Computergestützte Beratungssysteme können nur so gut sein, wie sie programmiert wurden und es bleibt abzuwarten, wie sie auf Trendwechsel oder ernsthafte Börsenverwerfungen reagieren. Aber im Prinzip ist das eine Möglichkeit, das eigene Vermögen vernunftgesteuert zu investieren und führt meist zum Kauf von breit gestreuten Indexfonds. Die sind grundsätzlich kein schlechter Investmentbaustein, haben jedoch als passive, starre Produkte auch eigene Risiken und ersetzen meiner Ansicht nach keine strategische Vermögensaufteilung.
Welchen Fehler machen gerade Börsennovizen, den Roboter vermeiden?
Walter: Sie handeln entweder ängstlich, zögern oft zu lange und verkaufen erst, wenn die Kurse schon tief gefallen sind. Oder sie lassen sich von der allgemeinen Euphorie noch mitreißen, wenn der Börsenwert eines Unternehmens schon weit jenseits jeder Vernunft liegt. Fachleute sprechen hier von prozyklischem Verhalten und gerade emotionale Neulinge auf dem Börsenparkett handeln nicht vernünftig, wie es die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau tun würde. Denn die kauft mehr Butter, wenn sie im Laden im Angebot ist und nicht dann, wenn das Stück besonders viel kostet.
Können Menschen den Computer überhaupt noch beim Geld anlegen schlagen?
Walter: Wer sich seiner eigenen Emotionen bewusst ist und sich selbst eine klare Strategie auferlegt, kann auch ohne Maschinen vernünftig und sogar erfolgreicher investieren. Wichtig ist es, einen ausreichend langen Anlagehorizont zu haben, nicht alles auf eine Karte zu setzen und auf eine Verteilung auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Rohstoffe oder Immobilien zu achten. Dazu muss eine ausreichende, schnell verfügbare Reserve für unerwartete Ausgaben vorhanden sein, damit langfristige Investments nicht doch schnell mit Verlusten verkauft werden müssen.
Was können Sparer ganz konkret tun, um die eigenen Emotionen an der Börse auch ohne Roboterhilfe zu kontrollieren?
Walter: Bevor Papiere eines Unternehmens gekauft werden, sollten klare Entscheidungskriterien definiert werden. Soll der Wert langfristig gehalten werden oder definiert man Kursmarken, bei denen Verluste begrenzt oder Gewinnen abgesichert werden? Dann sollten diese Limits konsequent durch automatische Verkaufsaufträge eingehalten werden. Ab dem Kauf sind die allermeisten quasi verliebt in den Wert und tun sich sehr schwer, rein rational zu entscheiden.
Warum reagieren die Börsen gar nicht so selten irrational, ja fast schon emotional?
Walter: Ganz offensichtlich sind Profis auch nicht ganz vor der Emotionsfalle gefeit. Übertriebene Angst und kaum von Fakten gestützte Euphorie lassen sich regelmäßig beobachten und dies hat kurzfristig oft erheblichen Einfluss auf die Kurse. Anleger sollten das auch bei Analystenbewertungen oder Artikeln in der Finanzfachpresse beachten, dann können sie bessere Entscheidungen treffen als Roboter.
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