Sparen wird attraktiver. Seit die Europäische Zentralbank die Zinswende eingeleitet hat, streichen Finanzinstitute ihre Verwahrentgelte und leiten eine Kehrtwende ein. Das Angebot für Tages- und Festgeld wächst rasant.
Mit dem Ende der Nullzinspolitik zahlen immer mehr Banken und Sparkassen wieder Zinsen, sofern Sparerinnen und Sparer ihr Vermögen bei ihnen auf Tages- und Festgeldkonten anlegen. „Nahezu wöchentlich verändern sich die Konditionen für Einlagen auf Konten massiv“, stellte Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung kürzlich fest. Laut einer Analyse des Finanzportals Biallo haben sich die Tages- und Festgeldzinsen seit ihren Rekordtiefs im Juli beziehungsweise April durchschnittlich verdreifacht.
Laut Moritz Felde, Geschäftsführer Finanzservice bei dem Vergleichsportal Check24, werden klassische Geldanlagen wie Tages- und Festgeldkonten attraktiver, weil die Europäische Zentralbank die Leitzinsen dieses Jahr in mehreren Schritten anheben will. Erste Geldhäuser im In- und Ausland haben schon die Einlagezinsen erhöht – vor allem für kurze und mittlere Laufzeiten. Felde vermutet, dass sich der Trend in den nächsten Monaten fortsetzt und möglichweise beschleunigt. „Zweieinhalb Prozent und mehr Zinsen für ein zweijähriges Festgeld könnten bald wieder möglich sein“, sagt er.
Institute im EU-Ausland zahlen mehr
Rund die Hälfte aller Sparkassen und jede dritte Genossenschaftsbank in Deutschland zahlen bereits wieder Zinsen für ein Festgeldkonto, wie eine Biallo-Auswertung im August ergeben hat. Diese liegen allerdings noch deutlich unter den Topangeboten. Die höchsten Sätze bieten derzeit Banken aus anderen EU-Ländern an: Wer ein zwölfmonatiges Festgeld wählt, erhält maximal 1,45 Prozent Zinsen, bei 24 Monaten gibt es bestenfalls 1,75 Prozent pro Jahr und bei 36 Monaten bis zu 1,85 Prozent pro Jahr. Beim Tagesgeld sind für Neukunden inzwischen 0,5 Prozent drin – garantiert für bis zu zwölf Monate.
Bei allem, was deutlich über dem aktuell marktüblichen Niveau liegt, ist Vorsicht geboten. Hier droht entweder Abzocke oder es handelt sich um ein Finanzinstitut, das geringere Sicherheitskriterien erfüllt. Die Stiftung Warentest warnt diesbezüglich vor dubiosen Internetseiten wie Verzinst.com und Zinsgurus.com, die Tages- und Festgeldangebote aus dem Ausland mit falschen Versprechen vermitteln. Wichtig sei beim Angebotscheck, so die Finanzester, dass das Geldhaus in einem wirtschaftsstarken EU-Staat oder in Großbritannien sitze, damit eine ausreichende Einlagensicherung für den Pleitefall gewährleistet sei. Minimum sind dabei 100.000 Euro.
Das Geld besser in Etappen anlegen
Da viele Banken und Sparkassen nach und nach die Tages- und Festgeldkonditionen verbessern, kann es sich lohnen, noch ein bisschen mit der Einlage zu warten oder sein Geld dort nur für eine kurze Zeit anzulegen. „Gerade im derzeit äußerst dynamischen Zinsumfeld sollten Sparer flexibel bleiben“, rät Oliver Maier, Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox. „Es wäre schade, wenn die Zins-Rallye in nächster Zeit weiter Fahrt aufnimmt und ein Großteil der eigenen Ersparnisse in langfristigen Anlagen mit schwachen Zinsen feststeckt.“ Die Europäische Zentralbank will den Leitzins im September immerhin voraussichtlich um weitere 50 Basispunkte erhöhen.
Im aktuellen Zinsumfeld können Sparerinnen und Sparer die Treppenstrategie nutzen, rät Felde von Check24. Hierbei liegt nicht das ganze Vermögen auf einem Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Ein Nachteil ist die geringere Flexibilität: Vor Ablauf der vereinbarten Laufzeit kommt man meist nicht an sein Geld. Dafür ist es sicher angelegt und die Rendite zwar klein, aber planbar.
Geldanlage-Strategie |
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Liquiditätssicherung ja, Vermögensaufbau nein
Die aktuellen Tages- und Festgeldangebote eignen sich aus Sicht des Finanzportals Biallo wegen der weiterhin hohen Teuerungsrate nicht für den Vermögensaufbau, sondern nur für die Liquiditätssicherung. Eine Inflationsrate von sieben bis acht Prozent lässt sich damit bei Weitem nicht ausgleichen. Unter dem Strich entstehe eine negative Realrendite, betonen die Experten. Langfristig seien ETF-Sparpläne die bessere Wahl. |
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