Immer mehr Banken und Sparkassen verlangen Negativzinsen für größere Einlagesummen auf Konten. Höchste Zeit für betroffene Ärzte, Vermögen umzuverteilen.
Wer viel Geld auf dem Konto hat, muss dafür immer häufiger Negativzinsen zahlen. Mehr als jede dritte Bank und Sparkasse in Deutschland erhebt Schätzungen zufolge inzwischen ein sogenanntes Verwahrentgelt, wenn vermögende Firmen- und Privatkunden bei ihnen hohe Beträge parken. Denn deren Verwaltung ist mit Kosten verbunden, die die Geldhäuser wegen schwieriger Refinanzierung am Markt inzwischen weitergeben.
Hintergrund ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele der Kreditinstitute kompensieren mit Negativzinsen, dass sie selber für Geldeinlagen bei der EZB eine Gebühr von 0,5 Prozent pro Jahr zahlen. Davon sind auch Arztinnen und Ärzte betroffen.
60 weitere Geldhäuser kassieren Strafgebühr seit Jahresbeginn
Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind über 60 Geldhäuser diesen Schritt gegangen, informiert das Online-Portal biallo.de. Zum Vergleich: Allein im Gesamtjahr 2020 waren es demnach rund 200 Finanzinstitute, die Strafzinsen auf private Einlagen einführten. Bei einer aktuellen Analyse von 1300 Banken und Sparkassen hat biallo.de insgesamt 322 Mal im Privatkundenbereich und 379 Mal im Firmenkundesegment solche Verwahrungsgebühren festgestellt. Gehe es in diesem Tempo weiter, dann werde Ende 2021 gut jede zweite Bank und Sparkasse in Deutschland offiziell Negativzinsen auf eingelagerte Guthaben berechnen, schätzen die Marktbeobachter.
In der Regel gibt es Freibeträge pro Konto. Oft fällt ein Negativzins in Höhe von 0,4 bis 0,75 Prozent erst ab 100.000 Euro Einlagevermögen an – meist bei Neukunden. „Allerdings sehen wir seit einigen Wochen einen sich verstärkenden Trend, dass die Freibeträge deutlich sinken“, betont Horst Biallo, Gründer und CEO des gleichnamigen Verbraucherportals. Gut 40 Geldhäuser würden nur noch einen Freibetrag von 10.000 Euro und weniger auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto gewähren. Wer damit nicht einverstanden ist, erhält eine Kündigung. Rechtlich ist das in den überwiegenden Fällen erlaubt.
Alternativen prüfen und Einlagevermögen aufteilen
Was also tun? Biallo rät, die Konditionen anderer Banken zu prüfen und seine Rücklagen auf mehrere Konten zu verteilen. Weitestgehend kostenlos gibt es diese immerhin noch bei einigen Direktbanken im Internet, die auf ein Filialnetz verzichten. Um Schwierigkeiten wegen des häufig vorausgesetzten Mindestgeldeingangs von beispielsweise 700 Euro im Monat zu umgehen, rät Biallo: „Halten Sie ihre Einlagen in Bewegung“.
Es genüge, einen Betrag durch einen einmalig eingerichteten Dauerauftrag von einem Konto auf das nächste zu überweisen. Doch das reicht eigentlich nicht. Wer sein Geld auf dem Tagesgeld-, dem Girokonto oder dem Sparbuch liegen lässt, verliert angesichts Miniverzinsung und der zuletzt wieder steigenden Inflationsrate kontinuierlich Vermögen, statt es zu vermehren.
Es führt kaum eine Vermögensstrategie an der Börse vorbei
Daher sind alternative Anlagen zu Zinsprodukten gefragt. Wer langfristig etwas erreichen will, kommt an der Börse kaum mehr vorbei. Wer sich jetzt an den Aktienmarkt wagt, sollten wissen, worauf er sich einlässt: Die Kurse schwanken. Für Einsteiger ist es ratsam, mit kleineren Summen anzufangen. Eine breite Streuung schützt vor großen Verlusten. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Corona-Krise ist bei Investitionen in Einzelaktien eher Vorsicht geboten.
Auskömmliche Renditen bei überschaubaren Risiken bieten Fonds, die Hunderte von Wertpapieren enthalten können. Je nach Gewichtung profitieren Anleger dabei vom Wachstum verschiedener Unternehmen und Branchen wie Pharma oder Technologie – wobei sich Börsentiefs über die Jahre hinweg ausgleichen können.
Je früher man beginnt zu sparen, um so positiver wirkt sich der sogenannte Zinseszinseffekt aus. Ein Beispiel: Aus 10.000 Euro werden bei jährlich durchschnittlich vier Prozent Rendite nach 20 Jahren mehr als 21.900 Euro und nach 40 Jahren bereits rund 48.000 Euro. Es werden also Erträge angesammelt, die sich immer und immer wieder verzinsen.
Fonds ermöglichen jährliche Rendite von sieben Prozent
Ein entsprechender Sparplan lässt sich ab zehn Euro monatlich abschließen, die Einzahlrate lässt sich flexibel anpassen und kann ausgesetzt werden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich diese langfristige Anlage über zehn oder mehr Jahre lohnen kann.
Nach Angaben des Fondsverbandes BVI erreichte ein durchschnittlicher Sparplan mit Aktienfonds, die weltweit in Unternehmen investieren, in den zurückliegenden zehn Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von sieben Prozent – ohne Berücksichtigung der Inflation, aber abzüglich aller Kosten inklusive des Ausgabeaufschlags.
Generell ist an der Börse Geduld gefragt: Investieren Sie nur Geld, dass für längere Zeit nicht benötigt wird.
Online-Banken und Broker sind oft günstiger
Horst Biallo warnt Kunden von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken diesbezüglich davor, auf alternative Anlageangebote bei deren Tochtergesellschaften Deka Investments oder Union Investment zu setzen. „Diese Aktienfonds sind oft nicht gut“, sagt der Finanzexperte.
Da zahle man zusätzlich zum Kaufpreis einen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent der Anlagesumme und oft auch noch Depotgebühren. Das sei ein schlechtes Geschäft für Anleger, weil die Gebühren die Rendite auffressen. Günstigere Angebote hätten Online-Broker wie Flatex, Onvista oder Trade Republic oder Direktbanken wie die Consorsbank, Comdirect oder DKB. Wer auf der Suche nach einem neuen Konto ist, kann übrigens häufig auch Börsengeschäfte über ein Depot bei einer Direktbank abwickeln.
Nützliche Internetseiten für die Geldanlage
Ob Bankkonto, Tagesgeld oder Wertpapierdepot. Online können Sie hier die Konditionen aller Finanzhäuser vergleichen und finden hilfreiche Informationen für die richtige Vermögensstrategie:
www.finanztip.de
www.verivox.de
www.biallo.de
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