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Staatsanleihen: Zinsen steigen auf interessantes Niveau

von André Gieße

Anleihen, Zinsen
Westlight - stock.adobe.com

Jetzt in deutsche oder US-amerikanische Schuldverschreibungen investieren? Immerhin winken wieder attraktive Renditen. Doch nur ausgewählte Papiere sind gut und sicher. Und es gibt bessere Alternativen.

Die Zinswende ist im Anleihemarkt angekommen. Nach einer langen Talfahrt rentierten deutsche Bundesanleihen mit der geläufigsten Laufzeit von zehn Jahren zuletzt schon über 2,40 Prozent – so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen bis zu 4,20 Prozent ab. Grund ist die Straffung der internationalen Geldpolitik im Kampf gegen die Rekordinflation: So heben die internationalen Notenbanken ihre Leitzinsen immer weiter an. Dies wirkt sich wiederum auf die Kapitalmarktzinsen aus, die auch Staaten am Anleihemarktbieten den Anlegern müssen, um an frisches Geld zu kommen.

So funktioniert der Anleihemarkt

Über die Ausgabe von Anleihen, sogenannten Bonds, leihen Staaten sich Geld, um ihre Ausgaben zu finanzieren. Es gibt diese Schuldverschreibungen mit Laufzeiten bis 30 Jahren und sie werden an der Börse gehandelt. Inhaber von solchen Wertpapieren erhalten jährlich feste Zinszahlungen (auch Kupons oder Coupons genannt) und am Laufzeitende den kompletten Kapitalbetrag zurück. Je besser die Bonität eines Staates, desto sicherer ist diese Geldanlageform. Steigende Zinsen machen Anleihen somit bisweilen attraktiver als Aktien im Abwärtstrend. Auch wenn die Renditen von Bonds die generelle Geldentwertung noch längst nicht ausgleichen können, wird Geld umgeschichtet.

Doch lohnt sich der Einstieg wirklich? Grundsätzlich gilt: Bonitätsstarke Länder mit geringerem Ausfallrisiko eignen sich vor allem für sicherheitsorientierte Anleger, Schwellenländer locken mit höheren Rendite-Chancen. So haben Bundesanleihen die Bestnote AAA, weil der deutsche Staat den Kredit, den ein Investor vergibt, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zurückzahlen kann. Zum Vergleich: Bei Staatsanleihen aus einem hochverschuldeten Land wie Italien, das nur ein BBB-Rating hat, winken je nach Laufzeit zwischen 2,90 Prozent (zwei Jahre) und 4,80 Prozent (zehn Jahre).

Tipps für den Kauf von Staatsanleihen

In den Blick nehmen sollte man aus Sicht von Finanzexperten nur Staatsanleihen mit mindestens guter Bonität. In Zeiten extremer Schwankungen am Kapitalmarkt können diese als Beimischung im Wertpapierdepot durchaus zur Stabilisierung beitragen. Auch Bonds mit sehr geringem Ausfallrisiko können ordentliche Renditen einfahren. Zum Beispiel bieten Australien und Kanada, die über AAA-Kreditratings verfügen, je nach Laufzeit schon zwischen 3,2 und 4,5 Prozent pro Jahr. Bei langfristigen Anleihen von Staaten außerhalb der Eurozone sollte man allerdings das Wechselkursrisiko beachten (siehe Kasten).

Zudem kann es bei anhaltender Inflation zu Kursabschlägen kommen und durch weitere Leitzinsanhebungen sind auch Kapitalverluste möglich Wegen der finanzpolitischen Ungewissheit empfehlen sich eher kurze Laufzeiten. Besser als Bonds ist übrigens oft Festgeld: Es ist ähnlich rentabel – ohne Schwankungen. Zwar kommt man während der Laufzeit nicht an sein Geld. Einlagen bis 100.000 Euro sind aber geschützt. Schon für zwei Jahre auf einem Festgeldkonto gibt es Zinsen inzwischen bis zu 3 Prozent.

Risiken von Staatsanleihen
  • Emittentenrisiko:

Für die Rückzahlung der Nennwerte bei Staatsanleihen haften die Regierungen mit ihren Vermögenswerten und Steuereinnahmen. Ihre Fähigkeit, den Zahlungsverpflichtungen aus den Schuldverschreibungen nachzukommen, bestimmen das Emittentenrisiko und somit das Bonitätsrating. Das Risiko, dass ein Staat seinen Kredit nicht begleichen kann, ist bei Schwellenländern höher als etwa bei Deutschland oder den USA.

  • Kursrisiko:

Auch Staatsanleihen unterliegen Schwankungen: Die Kurse entwickeln sich gegenläufig zu den Zinsen am Anleihemarkt. Im Fall eines Zinsanstiegs können die Kurse ausgegebener Bonds ins Minus drehen und Anleger mitunter Geld verlieren – wenn sie etwa vor dem Laufzeitende verkaufen. Dieses Risiko ist für 30-jährige Staatsanleihen wesentlich höher als für 10-jährige. Doch es kann durch das Halten bis zur Fälligkeit ausgeschlossen werden.

  • Währungsrisiko:

Bei Staatsanleihen zum Beispiel in US-Dollar ist es möglich, dass es zu Kursschwankungen der Fremdwährung gegenüber dem Euro kommt. Wenn der US-Dollar nach der Ausgabe der Bonds fällt, kann das die Zinsgutschrift in Euro senken und bei Fälligkeit der Staatsanleihe ein Verlust entstehen, wenn der US-Dollar-Kurs zum Zeitpunkt der Rückzahlung niedriger steht als beim Erwerb. Währungsexperten erwarten derzeit, dass der Eurokurs wieder steigt.

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