Mit Blick auf die Ankündigungen der Notenbanken, die Inflation und die Konjunkturentwicklung sieht der Darlehensvermittler Interhyp eine Trendwende bei den Bauzinsen eingeläutet.
Immobiliendarlehen sind zuletzt sichtbar teurer geworden. Die Zinsen für zehnjährige Kredite haben im Januar laut der Interhyp, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, von 1 auf rund 1,15 Prozent zugelegt. Seit September seien die Konditionen damit insgesamt um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Mitte Februar lagen die Zinssätze für zehnjährige Immobilienkredite laut der Interhyp bereits bei rund 1,5 Prozent.
Demnach ist dieser Konditionssprung binnen weniger Wochen vor allem auf die anhaltend hohe Inflation zurückzuführen, durch die ein Ende der expansiven Geldpolitik immer realer wird. Parallel dazu sind die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland in der Corona-Pandemie noch einmal deutlich angestiegen.
Indikator fürs Baugeld
„Immobilienkäuferinnen und -käufer mit Finanzierungsbedarf bekommen die Ankündigungen der Notenbanken zu spüren, die Geldpolitik zu straffen“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei Interhyp. Die Europäische Zentralbank hat bei der Februarsitzung den Leitzins zwar nicht angetastet.
Es mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die europäischen Währungshüter langfristig anderen Notenbanken folgen werden. Nach einem deutlichen Anstieg der amerikanischen Staatsanleihen sind im Januar auch bei deutschen Bundesanleihen erstmals seit 2019 wieder positive Renditen erreicht worden. „Da Staatsanleihen neben dem Leitzinsniveau ein wichtiger Indikator fürs Baugeld sind, geht es auch beim Bauzins bergauf“, erklärt die Expertin.
Historisch gesehen sind die Zinsen noch niedrig
Mit Blick auf Zinspolitik, Inflation und Konjunkturentwicklung hält die Interhyp im Jahresverlauf 2022 einen weiteren Zinsanstieg um mehrere Zehntelprozentpunkte bei Immobiliendarlehen für möglich. „Aufgrund des jüngsten Zinsanstiegs verbunden mit dem Ausblick auf weiter steigende Konditionen sehen wir eine Trendwende beim Baugeld eingeläutet“, so Mohr.
Der Kreditvermittler rät dennoch nicht zu übereilten Finanzierungen: „Im historischen Vergleich bleiben die Zinsen weiterhin noch niedrig. Vor zehn Jahren waren Konditionen von mehr als drei Prozent üblich“, erinnert die Expertin.
Immobiliendarlehen besser absichern
Ein weiterer, gewisser Zinsauftrieb ist laut der Interhyp langfristig durch die jüngste Ankündigung der Finanzaufsicht BaFin möglich. Sie will Banken ab Februar 2023 wegen der stark gestiegenen Immobilienpreise anhalten, Immobiliendarlehen durch Kapitalpuffer besser abzusichern.
In welchem Maß die Zinsen dadurch steigen werden, sei laut der Interhyp aber offen. Banken und Käufer seien schon heute auf Sicherheit bedacht. Mohr dazu: „Nach unseren Erfahrungen und Zahlen finanzieren die Käuferinnen und Käufer in Deutschland seit jeher eher konservativ mit langen Zinsbindungen, hohen Tilgungen und eher viel Eigenkapital.“
Interessenten sollten Kreditangebote vergleichen
Käuferinnen und Käufer sichern sich deshalb in der jüngeren Zeit wieder häufiger mit längeren Zinsbindungen ab. „Wer ein konkretes Finanzierungsobjekt im Auge hat, sollte nicht auf niedrigere Konditionen spekulieren“, empfiehlt Mohr. Wichtiger als der Zinssatz seien bei einem Immobilienkauf ohnehin das Objekt sowie die Finanzierungsstruktur – also Themen wie eine ausreichend hohe Eigenkapitalquote, eine lange Zinsbindung und eine angemessene Tilgung. Die Expertin rät zum intensiven Zinsvergleich, da finanzierende Institute Zinserhöhungen in verschiedener Geschwindigkeit weitergeben. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer mit bestehendem Kredit sollten prüfen, ob sie sich die jetzt geltenden Konditionen für den Anschlusskredit sichern können. Das geht oft viele Monate vorher.