Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisfinanzierung

Die ärztliche Niederlassung erfolgte 2019 und 2020 laut der aktuellen Existenzgründer-Analyse der apoBank in 94 Prozent der Fälle durch die Übernahme einer bestehenden Praxis. In der Großstadt zahlten Ärzte und Ärztinnen dafür die höchsten Preise: Für die Übernahme einer hausärztlichen Einzelpraxen werden hier durchschnittlich 117.600 Euro fällig. Auf dem Land gibt es bestehende Praxen mit Übernahmepreisen von rund 70.000 Euro demnach deutlich günstiger.

„Die Kaufpreise von Arztpraxen hängen ähnlich wie bei Immobilien eng mit der Lage zusammen“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. „Dabei sind es nicht unbedingt monetäre Aspekte, die die Attraktivität der Niederlassung auf dem Land schmälern. Die Praxisüberschüsse sind dort in der Regel sehr gut und übersteigen manchmal sogar die der Großstadtpraxen. Es ist vielmehr die ländliche Infrastruktur, die Ärztinnen und Ärzte von einer Praxisgründung dort abhält.“

Preise für Arztpraxen steigen weiter

Im Durchschnitt sind die Gesamtinvestitionen für eine hausärztliche Einzelpraxisübernahme, also inklusive Kosten für Modernisierungsmaßnahmen und Ausstattung, 2019/2020 auf 169.300 Euro gestiegen. In den Jahren 2017/2018 lagen sie noch bei 146.400 Euro. Der neue Höchststand wurde erreicht, weil sich sowohl die Übernahmepreise (103.800 Euro) als auch die weiteren Investitionen (65.500 Euro) erhöht haben.

Neugründungen auf dem Land

In ländlichen Regionen gibt es deutlich mehr Neugründungen als in der Stadt. Grund dafür ist die Unterversorgung. In manchen Regionen gibt es keine Praxen mehr, die übernommen werden könnten. Doch Fördergelder locken immer mehr junge Mediziner aufs Land: Rund ein Zehntel der Ärzt*innen, die sich 2019/2020 für die Niederlassung in einer ländlichen Region entschieden hat, hat dort eine neue Praxis aufgebaut. In der Stadt tun das nur vier Prozent der Ärzte. Billig ist das allerdings nicht: Die Neugründung einer Einzelpraxis für Hausärzt*innen ist im Schnitt mit knapp 205.000 Euro an Investitionen verbunden.

Kooperationen bei Hausärzten immer beliebter

Wie die Analyse weiter zeigt, dominiert die Einzelpraxis bei den Gründungen mit 61 Prozent. Dabei ist sie vor allem bei Fachärzten sehr beliebt (63 Prozent), während bei Hausärzt*innen bereits 45 Prozent der Existenzgründer zu einer Kooperationsform tendieren. Besonders beliebt ist dabei der Eintritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG). Hier steigt der bisherige Praxisinhaber nach einer gewissen Zeit aus und verkauft seinen Praxisanteil an den Partner. Diese Art der Existenzgründung kostete hausärztliche Existenzgründer*innen 2019/2020 im Schnitt etwa 143.000 Euro, inklusive Ausgaben für Umbauten und Modernisierung. Ähnlich hohe Investitionen entstanden bei der kompletten Übernahme einer BAG durch mehrere Hausärzt*innen. Sie lagen bei etwa 144.000 Euro.

Orthopädische Praxis am teuersten

Am teuersten ist die Einzelpraxisübernahme für Orthopäden mit über 400.000 Euro. Auch Frauenärzte müssen mit über 300.000 Euro deutlich mehr als Hausärzte aufwenden. Am günstigsten ist eine psychotherapeutische Praxis mit durchschnittlich 50.000 Euro an Investitionen.

Methodik: Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe von 3.100 durch die apoBank begleiteten ärztlichen Existenzgründungen – darunter 835 hausärztliche und 2.265 fachärztliche. Die Daten wurden anonymisiert und gemeinsam von der apoBank und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet.