Neue Arbeitshilfe für Arztpraxen zur Verordnung von Antibiotika
Marzena SickingDie AOK hat eine neue Arbeitshilfe für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zur rationalen Verordnung von Antibiotika veröffentlicht.
Der neue QISA-Band “Rationaler Antibiotikaeinsatz” soll besonders Hausärztinnen und Hausärzten dabei helfen, den Einsatz von Antibiotika auf ein sinnvolles Maß zurückzufahren. Ziel ist eine umsichtige Verordnung dieser Medikamente, um der zunehmenden Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch Antibiotika-Resistenzen zu begegnen.
Der Band ist Bestandteil des Qualitätsindikatoren-Systems für die ambulante Versorgung (QISA), das der AOK-Bundesverband gemeinsam mit dem Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua) anbietet.
Problembewusstsein bei Ärztinnen und Ärzten weiter erhöhen
Die kostenfrei downloadbare Arbeitshilfe umfasst insgesamt zwölf Qualitätsindikatoren, mit denen Ärztinnen und Ärzte den rationalen Einsatz von Antibiotika in ihrer Praxis messen und bewerten können. Ein Indikator ist zum Beispiel ein zu hoher Anteil von Patientinnen und Patienten mit bestimmten “unkomplizierten” Infektionen, bei denen ein Antibiotikum verordnet wird.
Der QISA-Band richtet sich insbesondere an Arztnetze, die mithilfe der Indikatoren die Qualität innerhalb des Netzes oder im Vergleich zu anderen Netzen ermitteln können. “Unser Ziel ist es, das Problembewusstsein bei den Ärztinnen und Ärzten weiter zu erhöhen. Wir müssen verhindern, dass unsere stärksten Waffen im Kampf gegen komplizierte Infektionen immer stumpfer werden”, erläutert Dr. med. Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband.
Verordnung besonders risikoreicher Antibiotika
Dabei geht es auch um die Verordnung besonders risikoreicher Antibiotika wie der Fluorchinolone. Eine aktuelle Auswertung auf Basis der GKV-Abrechnungsdaten zeigt, dass es hier – auch infolge der insgesamt zurückgegangenen Antibiotika-Verordnungen während der Pandemie – einen positiven Trend gibt: Während 2018 noch etwa fünf Prozent der GKV-Versicherten ein Fluorchinolon-Antibiotikum verordnet bekamen, waren es 2019 noch 3,1 Prozent und im “Pandemie-Jahr” 2020 2,3 Prozent.
“Trotz dieser deutlichen Reduktion gehören die Fluorchinolone aber mit knapp 1,7 Millionen Verordnungen im vergangenen Jahr immer noch zu den häufig verordneten Antibiotika, obwohl sie ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen haben und zu den Reserve-Antibiotika zählen”, so Schillinger. Die Anwendung des QISA-Indikators “Anteil der Verordnungen von Fluorchinolonen” soll dazu beitragen, dass diese Medikamente nur bei schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Infektionen verordnet werden, wenn es keine Alternativen gibt oder sie als Mittel der ersten Wahl gelten.
(Quelle: AOK-Bundesverband)