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Medizin

Wie aus einem neuen Bericht des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) hervorgeht, gehen der Pharmaindustrie Umsätze in Höhe von rund 10,2 Milliarden Euro durch Fälschungen verloren. Das entspricht etwa 4,4 % aller rechtmäßig verkauften Arzneimittel in der EU.

Verlust von 37.700 Arbeitsplätzen

Diese Verkaufseinbußen haben schwerwiegende Folgen: Sie resultieren in einem unmittelbaren Verlust von 37.700 Arbeitsplätzen in der EU. So viele Menschen mehr würden legal tätige Hersteller und Vertreiber zusätzlich beschäftigen, wenn die Fälschungsproblematik nicht wäre. Bezieht man die Folgewirkungen von gefälschten Arzneimitteln auf andere Branchen mit ein, gehen dem Bericht zufolge sogar noch weitere 53.200 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen der EU verloren. Der deutschen Arzneimittelbranche fehlen pro Jahr mehr als 1 Milliarde Euro bzw. 2,9 % des Gesamtumsatzes aufgrund von Medikamentenfälschungen, was in der Konsequenz laut Berechnungen 6.951 Arbeitsplätze weniger bedeutet.

Staaten gehen Steuern in Milliardenhöhe verloren

Das Problem hinterlässt nicht nur Spuren in der Pharmaindustrie. Auch den Staaten entgehen infolge der Arzneimittelfälschungen Einkommensteuern, Sozialabgaben und Unternehmenssteuern in geschätzter Höhe von jährlich rund 1,7 Milliarden Euro.

António Campinos, Exekutivdirektor des EUIPO, sagte dazu: “Wir wissen aufgrund von Analysen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass sowohl Generika als auch innovative Arzneimittel gefälscht werden, von Krebstherapeutika bis hin zu preiswerten Schmerzmitteln. Solche Fälschungen können giftig sein und eine ernste Gefahr für die Gesundheit darstellen. Unser Bericht zeigt, dass sie darüber hinaus schwerwiegende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und auf Arbeitsplätze haben.”

Der Bericht ist der neunte in einer Reihe von Studien, die das EUIPO zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Medikamenten-Fälschungen auf verschiedene Industriezweige innerhalb der EU durchgeführt hat.