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Medizin

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) weist mit seinem aktuellen Preisindex für Arzneimittel auf eine regelrechte Preisexplosion bei neuen Medikamenten hin. So lag der durchschnittliche Packungspreis neuer patentgeschützter Arzneimittel vor zwei Jahren noch bei 2.751,16 Euro, bis Januar 2016 hat er um mehr als 1.250 auf über 4.000 Euro je Arzneimittelpackung zugelegt. Der durchschnittliche Packungspreis im Gesamtmarkt lag im Januar 2016 bei 261,94 Euro.

Preisentwicklung auf dem Arzneimittelmarkt

„Sowohl im In- als auch im Ausland stehen die Krankenkassen zunehmend einer herausfordernden Preispolitik der pharmazeutischen Hersteller gegenüber. Ausreichende Regulierungsinstrumente fehlen jedoch“, so Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat sein Monitoring der Preisentwicklung auf dem Arzneimittelmarkt vor Kurzem um die Darstellung der durchschnittlichen Apothekenverkaufspreise erweitert. Die Ergebnisse zeigen deutlich, so Schröder, dass Antworten auf die Preisstrategien der pharmazeutischen Hersteller benötigt werden: „Offensichtlich reagieren die pharmazeutischen Hersteller auf Regulierungsansätze wie das AMNOG mit extrem hohen Markteintrittspreisen. Darauf muss die Politik noch Antworten finden“.

Die 128 patentgeschützten Arzneimittel, die in den letzten 36 Monaten neu in den Markt eingeführt wurden, wurden laut Preisindex im Januar 2016 in den Apotheken für durchschnittlich 4.007,03 Euro angeboten. Vor zwei Jahren hatte der mittlere Preis der Neueinführungen noch bei 2.751,16 Euro gelegen. Er hat sich nunmehr bis Januar 2016 um mehr als 1.255,87 Euro je Arzneimittelpackung erhöht. Dies entspricht einer Steigerung von 45,6 Prozent.

Wer bestimmt die Preise für Arzneimittel?

Wie viel ein neues Arzneimittel in Deutschland kostet, lag bis zur Einführung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) 2011 vor allem in der Hand der Arzneimittelhersteller. Seit 2011 ist das nur noch im ersten Jahr nach der Markteinführung eines Wirkstoffs der Fall, danach folgen Preisverhandlungen. Weitere regulierende Instrumente wie Preismoratorium und Festbeträge greifen zusätzlich in die Preisgestaltung ein. Trotz dieser preis stabilisierenden Instrumente sind die Ausgaben für Arzneimittel der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im Jahr 2014 um knapp zehn Prozent gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Preise, insbesondere neuer Arzneimittel.