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Schwangere mit Hepatitis B: Wann ist das Screening sinnvoll?


Ehepaar trinkt Kaffee im Bett

Ein Screening auf Hepatitis B ist bei Schwangeren selbstverständlich – aber wann? Trotz Immunisierungsmöglichkeiten für das Kind muss es im Falle eines Falles noch möglich sein, die Viruslast der Mutter vor der Geburt weit genug abzusenken.

Seit Jahren steigen die Hepatitis-Zahlen in Deutschland. Besonders betroffen sind laut Robert Koch-Institut Menschen im Alter von 30 bis 39 Jahren, also im typischen Familienplanungsalter. Doch während Hepatitis-B-Infektionen bei Erwachsenen in 90 Prozent der Fälle folgenlos ausheilen, ist die Lage bei Säuglingen genau anders herum. Bis zu 90 Prozent haben einen chronischen Verlauf. Das betont die Deutsche Leberhilfe e.V. im Zuge der NOhep-Moms-Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der World Hepatitis Alliance. Viele Menschen, die an Hepatitis B sterben, wurden schon bei ihrer Geburt unwissentlich infiziert.

Impfung rettet Kinder
Die Präsidentin der World Hepatitis Alliance, Dr. Su Wang, entdeckte ihre chronische Hepatitis-B-Infektion als Teenager. Sie hat mittlerweile vier Kinder zur Welt gebracht, geimpft und gesund.

Schwangere rechtzeitig auf Hepatitis-B screenen

Die Frage ist also nicht, ob gescreent wird, sondern wann. Laut S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sollte der HBsAg-Test bei allen Schwangeren früh erfolgen, um mit einer gegebenenfalls erforderlichen Therapie nach dem ersten Trimester, idealerweise vor der 28. Schwangerschaftswoche, zu beginnen. Im Kontrast dazu sieht die aktuelle Mutterschaftsrichtlinie ein Screening nach der 32. Schwangerschaftswoche vor, möglichst nahe am Geburtstermin. Dann kann es jedoch je nach Viruslast schon zu spät sein – trotz aktiver und passiver Immunisierung des Neugeborenen innerhalb der ersten zwölf Stunden nach der Geburt. Meist reicht dieses Vorgehen zwar, um eine Infektion des Kindes zu verhindern. Bei einer hohen mütterlichen Viruslast kann das Übertragungsrisiko dennoch bis zu 32 Prozent betragen. Deshalb sollte die Viruslast bis zum Zeitpunkt der Geburt mittels antiviraler Therapie unter 200.000 IU/ml gedrückt werden, um das Ansteckungsrisiko für das Kind zu verringern.

Erfolg kontrollieren

Bei einer geringen Virusmenge kann bis zur Geburt abgewartet werden. Die passive Impfung liefert dem Kind dann Immunglobuline als schnelle Einsatztruppe gegen eindringende Viren. Die aktive Immunisierung präsentiert dem Immunsystem ein Oberflächenmolekül des Virus. So wird die Antikörperproduktion angeregt und ein langfristiger Schutz aufgebaut. Es folgen weitere Impfungen nach einem Monat und nach weiteren sechs Monaten.

Bei Kindern von Müttern, deren Status nicht bekannt ist und bei denen vor oder sofort nach der Geburt keine serologische Kontrolle möglich ist, wird gemäß Ständiger Impfkommission (STIKO) unmittelbar post partum mit HB-Impfstoff grundimmunisiert. Wird im Nachhinein eine Hepatitis-B-Infektion der Mutter festgestellt, kann binnen sieben Tagen nach der Geburt die passive Immunisierung des Kindes nachgeholt werden. Eine Titer-Kontrolle vier bis acht Wochen nach der letzten Impfstoffdosis gibt Aufschluss über den Erfolg. Bei Bedarf wird umgehend eine weitere Dosis appliziert.

Leitliniengerecht therapieren

Eine Hepatitis-B-Infektion ist übrigens nicht unbedingt eine Indikation für einen Kaiserschnitt. Die Studienlage dazu, ob dieser das Anteckungsrisiko senkt, ist widersprüchlich. Deshalb wird eine Sectio nur empfohlen, wenn sie aus anderen medizinischen Gründen sinnvoll ist.

Quelle: Presseinformation der Deutschen Leberhilfe; S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS); Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 34/2020.

Autorin: Deborah Weinbuch

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