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Finanzen

Sind alternative Investments wie Sammlerwhisky oder Gemälde nur etwas für Millionäre?

Foto: V-Bank

Michael Blanz: Das lässt sich so nicht sagen. Wenn jemand eine besondere Leidenschaft und Expertise hat, kann das auch bei begrenztem Kapital als Geldanlage Sinn machen. Wenn beispielsweise ein Fachmann für Oldtimer genau die Wertentwicklung eines bestimmten Fahrzeugs einschätzen kann, ist es für ihn eventuell auch bei überschaubaren Ersparnissen sinnvoll, bei einem guten Angebot zuzugreifen. Niemand sollte aber allein auf so etwas zum Beispiel als Altersvorsorge setzen, denn es gibt keine Garantie auf Wertsteigerungen oder einen funktionierenden Markt, wenn Sammlerstücke verkauft werden müssen. Letzten Endes ist es immer eine Frage von Angebot und momentaner Nachfrage, wie viel ein bestimmtes Objekt dann wirklich wert ist. Ein Beispiel dafür sind Briefmarkensammlungen, die in den letzten Jahren eher weniger gefragt bis ganz unverkäuflich waren.

Gibt es eine Höchstgrenze, wie viel in so etwas gesteckt werden sollte?

Blanz: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn das ist abhängig von der sonstigen finanziellen Vorsorge, anderen Faktoren wie etwa Verdienstperspektiven oder dem persönlichen Risikobewusstsein. Aber bei einem professionellen Aufbau eines gut ausgewogenen größeren Vermögens, würden wir solche alternativen Investments im Bereich von fünf bis maximal zehn Prozent des Gesamtvermögens beimischen.

Was macht eine Sammlung zum guten Investment?

Blanz: Die persönliche Expertise spielt hier meist die entscheidende Rolle. Ein passionierter Weinkenner oder eine Kunstliebhaberin, die den perspektivischen Wert einzelner Objekte einschätzen können, können durchaus gute Geschäfte mit ihrem Hobby machen. Natürlich gibt es auch Angebote, sich etwa über Fonds an der Preisentwicklung von edlen Weinen oder Kunstobjekten zu beteiligen, aber hier kommt es auf die jeweilige Konstruktion und genauen Bedingungen an. Ein langfristiges breites Investment in den weltweiten Aktienmarkt dürfte unserer Einschätzung nach für die allermeisten Anleger eine bessere Option sein.

Wann lohnt sich das Behalten einer geerbten Sammlung?

Blanz: Das ist einerseits eine Frage der Marktlage: Ist in einer akuten Schwächephase die Perspektive auf bessere Zeiten erkennbar, kann es sehr sinnvoll sein, am Geerbten erst einmal festzuhalten. Aber oft noch wichtiger ist die Frage, ob der Erbe Freude daran hat, eine Sammlung weiterzuführen und hier im Idealfall schon eigene Expertise mitbringt. Dann ist die Wertentwicklung nicht unbedingt der entscheidende Faktor. Wenn beides nicht zutrifft, also die erzielbaren Preise gerade gut sind und kein echtes Interesse an den geerbten Stücken besteht, dann spricht alles für einen Verkauf, bevor so etwas zur Belastung wird.

Wann ist es Ihrer Erfahrung nach generell besser zu verkaufen?

Blanz: Gerade bei besonderen Erbobjekten wie Schmuckstücken oder Kunst vermeidet es in der Regel Streitigkeiten, so etwas über eine Auktion an Fremde zu verkaufen. Der hier erzielte Erlös lässt sich ganz einfach ohne Ärger aufteilen, gerade, wenn es mehrere Erbberechtigte gibt. In der Familie hängen sonst oft emotionale Werte an diesen Sachen, die nicht selten kaum bei der Aufteilung für alle zufriedenstellend zu berücksichtigen sind. Unter dem Strich ist es deswegen meist einfacher zu verkaufen, gerade wenn sich Erben nicht hundert Prozent einig sind.

 

Anzahl der steuerpflichtigen Erbschaften und Schenkungen in Deutschland von 2009 bis 2022

Grafik Erbschaften und Schenkungen

Grafik: © Statista 2023

Es werden jedes Jahr viele Milliarden vererbt
Im letzten Jahr wurden 166.690 steuerpflichtige Erbschaften und Schenkungen gezählt. Das heißt, sie liegen über den Freibeträgen, die etwa bei Kindern pro Elternteil bis zu 400.000 Euro reichen. Insgesamt wurde so 2022 laut dem Bundesamt für Statistik ein Gesamtvolumen von 101,4 Milliarden Euro übertragen. Allerdings weist die Behörde extra darauf hin, dass dies bei Weitem nicht alle Vermögensübergänge erfasst, da die meisten Erbschaften, Vermächtnisse und Schenkungen innerhalb der Freibeträge liegen.

Autor: Florian Junker