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Allgemeinmedizin
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Bevor es Insulin gab, kam die Diagnose eines Typ-1-Diabetes einem Todesurteil gleich. Trotz ausgefeilter Behandlungsstrategien belastet diese Krankheit aber auch heute noch stärker als ein Typ-2-Diabetes. Dementsprechend wird schon lange überlegt, ob man die Entstehung des T1D nicht verhindern könnte.    

Frühzeitige Diagnose von Typ-1-Diabetes möglich

 

Der T1D sei mittlerweile schon lange vor der Manifestation zu diagnostizieren, erklärte Prof. Michael Hummel von der  Forschergruppe Diabetes am Helmholtz Munich. Die wesentlichen Inselzellautoantikörper treten schon im Alter von neun Monaten bis zwei Jahren auf. Wenn man diese frühzeitig detektiert, könne man auch früher intervenieren und letztlich die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen zumindest verlangsamen. 

So weiß man, dass die Inselautoantikörper (IAA, GADA, ZnT8A und IA2A) teilweise bis zu zehn Jahre vor einem manifesten T1D nachweisbar sind.

Erstes präventives Medikament bei Typ-1-Diabetes in den USA zugelassen

Erstmals wurde jetzt eine präventive, krankheitsmodulierende Therapie von der Federal Drug Administration (FDA) mit dem Status eines „Breakthrough“-Medikamentes zugelassen: Teplizumab. Dabei handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper. Dieser greift  regulierend in das Immunsystem ein und darf derzeit zur Behandlung eines Vorstadiums des T1D in den Vereinigten Staaten von Amerika bei prädiabetischen Kindern ab dem achten Lebensjahr eingesetzt werden. 

Grundlage für den Einsatz von Teplizumab sind mindestens zwei nachweisbare Inselautoantikörpergruppen und frühe Anzeichen eines gestörten Glukosestoffwechsels. Damit handelt es sich um Stadium 2 des T1D. Wenn noch keine erhöhten Glukosewerte bei mindestens zwei nachgewiesenen Inselautoantikörpergruppen gemessen werden, ist es Stadium 1 des T1D.

Wirkmechanismus des Medikaments zur Diabetes-Modulation

Teplizumab ist ein Anti-CD3-Antikörper, der sich gegen aktivierte T-Lymphozyten richtet. Auch die autoreaktiven T-Lymphozyten, die sich gegen Betazellen richten, werden von Teplizumab erfasst. Dadurch steigt der relative Anteil regulatorischer T-Lymphozyten an.

Natürlich lässt sich ein T1D durch Teplizumab nicht verhindern. Aber er lässt sich im Mittel um drei Jahre hinauszögern, wie Hummel betonte. 

Ganz wichtig: Bei Nachweis von zwei oder mehr Inselautoantikörpergruppen beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein T1D entwickelt, 100 Prozent. Dementsprechend sollte man Teplizumab im Stadium 2 der TID einsetzen, um den T1D hinauszuzögern. Der Hintergrund: Im Stadium 3 sind schon rund 80 Prozent der Betazellen zerstört, was den präventiven Effekt reduziert.

Aktuell beträgt der Preis für die Behandlung in den USA rund 195.000 US-Dollar.

Weitere medikamentöse Optionen zur Prävention von Typ-1-Diabetes

Während Hummel nur allgemein auf weitere Optionen einging, sind zum Beispiel Studien mit Adalimumab publiziert, die auf dessen Potenzial für eine Verzögerung der Ausbildung eines T1D hinweisen. Zugelassen ist Adalimumab dafür aber nicht.

Das größte Problem besteht derzeit darin, Optionen, welche die Ausbildung eines T1D in Pilotstudien als wahrscheinlich erscheinen lassen, in einem präventiv wirksamen Konzept umzusetzen. 

Kosten und Ergebnis des Einsatzes von Teplizumab scheinen erst der zugegeben teure Anfang zu sein.

Prävention von Typ-2-Diabetes

Während Prophylaxe beim Typ-1-Diabetes noch in den Kinderschuhen steckt, weiß man bei Typ-2-Diabetes mehr. Passende Ernährung und ausreichend Bewegung können Medikamente sparen.

Quelle:

Pressekonferenz am 2. Februar 2024 anlässlich der Fortbildungsveranstaltung „Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos“ in München