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Dermatologie
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Definition Alopecia areata - kreisrunder Haarausfall

Alopecia areata (AA), kreisrunder Haarausfall, ist eine Autoimmunerkrankung, die Menschen in jedem Alter bekommen können. Am häufigsten sind umschriebene Bereiche auf der Kopfhaut vom Haarausfall betroffen. Es kann aber auch zu einem Verlust der Wimpern, Barthaare oder in seltenen Fällen der Haare des ganzen Körpers kommen. Das Ausmaß der Erkrankung wird mithilfe des „Severity of Alopecia Tool- (SALT)-Score“ bestimmt. Dabei bedeutet ein Score von 0 keinerlei Haarausfall und ein Score von 100 Haarausfall auf dem ganzen Kopf.

Alopecia areata ist für Patienten sehr belastend

In Deutschland leiden geschätzt etwa 1,5 Millionen Menschen an kreisrundem Haarausfall. Die genauen Ursachen für den Ausbruch der Erkrankung sind ungeklärt. Es sind jedoch einige Trigger bekannt, die zu einem Ausbruch beitragen können. Manchmal verschwindet die AA von alleine wieder, ganz ohne Behandlung. Manchmal ist der Haarausfall dauerhaft. Viele Patienten mit AA leiden unter Stigmatisierung und sind häufig erheblich psychisch belastet. Vor allem bei starker Ausprägung der Erkrankung.

Seit Juni 2022 ist in Deutschland der Januskinase-Hemmer Baricitinib zur systemischen Behandlung der schweren AA zugelassen. Der JAK-Hemmer hatte sich in den zwei Multicenter-Phase-3-Studien BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 als sicher und deutlich wirksamer als Placebo erwiesen. Die Behandlungsdauer der 2022 im „New England Journal of Medicine“ publizierten Studie betrug 36 Wochen. Seitdem laufen die Studien weiter. Im Februar 2024 hat das “Journal of the Eureopean Acadamy of Dermatology & Venereology” die neuesten Ergebnisse der BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 Studien publiziert. Diesmal hatten die Teilnehmer 104 Wochen lang Baricitinib erhalten.

Studie untersucht Wirksamkeit und Sicherheit bei Langzeittherapie

Alle teilnehmenden Patienten hatten zu Beginn der Studie einen SALT-Score von 50 oder mehr und litten mindestens sechs Monate bis acht Jahre an einer aktuellen AA ohne spontane Besserung. Sie hatten 52 Wochen lang entweder 2 mg oder 4 mg Baricitinib erhalten.

Diese Patienten qualifizierten sich für eine weitere Teilnahme an der Studie:

  • Sie hatten entweder kontinuierlich 2 mg oder 4 mg Baricitinib erhalten und in Woche 52 einen SALT-Score von 20 oder weniger erreicht (Responder). Bei ihnen wurde die Therapie bis Woche 104 weitergeführt wie bisher. 65 Patienten erhielten weiterhin 2 mg und 129 Patienten erhielten weiterhin 4 mg.

  • Sie hatten kontinuierlich 4 mg Baricitinib bis Woche 52 eingenommen und ihr SALT-Score war zwar nicht in Woche 52 bei 20 oder niedriger, aber zu einem früheren Zeitpunkt. Alternativ hatte sich ihr Augenbrauen- oder Wimpernwachstum in Woche 52 signifikant verbessert (Woche 52 gemischte Responder). Auch diese Patienten erhielten ihre ursprüngliche Dosis weiter: mindestens bis Woche 76. Danach war es abhängig, ob ihr SALT-Score zu diesem Zeitpunkt bei 20 oder niedriger lag. Zu dieser Gruppe gehörten 110 Patienten.

Bei den Patienten aus der Gruppe der gemischten Responder war die aktuelle Erkrankung zu Studienbeginn schwerer ausgeprägt oder hatte länger gedauert als bei den Respondern. Zwei Drittel der gemischten Responder litten unter Alopecia universalis.

Deutliche Verbesserungen bei mehr als 90 Prozent

Die Behandlung galt als wirksam, wenn die Patienten nach 104 Wochen einen SALT-Score von 20 und weniger hatten, was bei einem Ausgangswert von 50 und mehr klinisch relevant ist.

Bei diesen Patienten wirkte die 104-wöchige Therapie:

  • 60 Responder mit 2 mg Baricitinib (92,3 %)

  • 123 Responder mit 4 mg Baricitinib (95,3 %)

  • 88 Patienten der gemischten Responder (80,0 %)

Die Sicherheit der Behandlung beurteilten die Forscher anhand des Auftretens unerwünschter Nebenwirkungen. Dabei waren die meisten behandlungsbedingten Nebenwirkungen leicht bis mittelschwer.

„Da es sich bei schwerer AA um eine chronische und häufig rezidivierende Erkrankung handelt, kann zur Krankheitskontrolle eine Langzeittherapie erforderlich sein“, schlussfolgern die Studienautoren. „Insbesondere bei Patienten mit ausgedehnter Erkrankung.“

Beide Studien laufen weiter und werden die Teilnehmer bis Woche 200 begleiten.

Quellen:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jdv.19665

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2110343