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Onkologie

Die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämieform in Industrieländern. Sie tritt meistens in höherem Lebensalter auf und betrifft häufiger Männer als Frauen. 

Richter-Transformation oft tödlich 

Moderne, molekulare Therapien statt herkömmlicher Chemotherapien haben die Prognose und Lebenserwartung der Patienten deutlich gesteigert. Allerdings gibt es in manchen Fällen (3-10%) eine besondere Komplikation, die sogenannte „Richter-Transformation“. Dabei entwickelt sich die CLL zu einem aggressiven Lymphom. Die Richter-Transformation geht mit einer sehr schlechten Prognose einher und endet oft mit dem Tod des Patienten. 

Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Dr. Othman Al-Sawaf und Prof. Dr. Barbara Eichhorst von der Klinik I für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln hat jetzt in einer Phase-2-Studie eine neue Wirkstoffkombination zur Behandlung der Richter-Transformation erforscht. Die Ergebnisse hat das Fachmagazin „Nature medicine“ veröffentlicht

Kombinierte Therapie mit Tislelizumab und Zanubrutinib 

An der CLL-RT1-Studie nahmen 48 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 67 Jahren teil, rund 60 Prozent davon waren männlich. Zehn Patienten hatten schon vorher eine Therapie gegen die Richter-Transformation bekommen. Die Probanden erhielten mindestens zwei Zyklen einer Kombinations-Immuntherapie aus dem Antikörper Tislelizumab und dem Enzymblocker Zanubrutinib, einschließlich mindestens einer Dosis im dritten Zyklus. Patienten, die auf die Therapie ansprachen, erhielten anschließend eine Erhaltungstherapie mit beiden Wirkstoffen. Die Ärzte beobachteten die Probanden im Durchschnitt 13,9 Monate. Primärer Endpunkt der Studie war die Gesamtansprechrate nach sechs Zyklen. 

Ergebnisse der Studie: 

  • Insgesamt sprachen 28 Teilnehmer auf die Therapie an. Neun vollständig und 19 teilweise. Damit war der primäre Endpunkt der Studie erreicht.  

  • Bei sechs Patienten stabilisierte sich die Erkrankung und bei 14 schritt sie weiter fort. 

  • Das progressionsfreie Überleben betrug durchschnittlich zehn Monate.

  • Nach 12 Monaten waren 75 Prozent der Teilnehmer am Leben und 46 Prozent in Remission.

  • Die Teilnehmer vertrugen die Therapie im Allgemeinen gut.

„Obwohl das Studienschema wirksam ist, sind die Ergebnisse immer noch wesentlich schlechter als das, was üblicherweise bei nicht transformiertem CLL beobachtet wird, was die Notwendigkeit einer weiteren Optimierung des Regimes zeigt“, sagen die Studienautoren. „Die kombinierte Checkpoint- und BTK-Hemmung durch Tislelizumab plus Zanubrutinib ist eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsstrategie für Patienten mit RT. Das Ansprechen auf die Therapie und die Gesamtüberlebensrate nach einem Jahr in der RT1-Studie sind angesichts der ansonsten schlechten Prognose der RT ermutigend“, fassen sie zusammen. 

Quellen:

https://www.nature.com/articles/s41591-023-02722-9

https://www.uk-koeln.de/uniklinik-koeln/presse-mediathek/pressemitteilungen/details/richter-transformation-bei-cll/

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