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Logo UND IN ZUKUNFT Klimaschutz & Nachhaltigkeit

Grafik: iStock/Ratsanai

Nachhaltigkeit bedeutet: „Die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden.“ Diese historische Definition des Brundtland-Berichts (1987) im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) wird in der neuen Studie des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) und der apoBank zitiert. 36 Jahre nach Erscheinen des Brundtland-Berichts ist die Problemstellung weiterhin brandaktuell. Gerne würden Deutschlands Ärzte und Ärztinnen dem Rechnung tragen. Gleichzeitig werden sie dabei immer noch ausgebremst.

Hoher Anteil an CO₂-Emissionen

Die Teilnehmenden stammten überwiegend aus der Inneren Medizin (fachärztlich, 14 %), der Allgemeinmedizin (13 %), der Frauenheilkunde (10 %), der Inneren Medizin (hausärztlich, 8 %) und aus der Chirurgie (7 %). 90 Prozent der Befragten sehen im deutschen Gesundheitssystem nur eine geringe oder gar keine Ausprägung des Handlungsprinzips der Nachhaltigkeit. Dabei hat das Thema Nachhaltigkeit für 78 Prozent der Befragten einen hohen Stellenwert. Zwar sind zwei Drittel der Fachärztinnen und Fachärzte in ihrer beruflichen Tätigkeit direkt mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert, durch Vorschriften und Regelungen sowie durch persönliches Interesse. Der Aspekt der CO2 -Emissionen, des Ressourcenverbrauchs und der Klimarisiken beschäftigt dabei die meisten (75 %). Zurecht, denn in Deutschland beträgt der Anteil des Gesundheitssektors an den CO₂-Emissionen 5,2 Prozent, gegenüber 4,7 Prozent im EU-Durchschnitt. Darauf weist die Bundesärztekammer (BÄK) hin. Der größte Anteil der Emissionen (71 %) entsteht dabei durch Medizinprodukte und den damit verbundenen Lieferketten.

Regelungen und prekäre Finanzen

Das stellt viele vor schwer zu überwindende Probleme, wie die Freitext-Kommentare in dieser Umfrage zeigen: „Wir würden gerne mehr Nachhaltigkeit bedienen, aber die Regelungen der Medizinproduktgesetze gestatten dies gar nicht.“ Auch finanzielle Strapazen und Unsicherheiten konterkarieren die Bemühungen: „Ungeheure Mengen an Abfall durch Plastik-Umverpackungen, gerade in der Orthopädie/Unfallchirurgie. Durch die prekäre wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser gibt es keine Mittel zur Investition in Projekte zur Nachhaltigkeit (Wärmedämmung, Energieerzeugung, Energieverbrauch).“

Dennoch ist die Motivation ungebrochen. „Es ist mir ein Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass meine Enkelkinder auf diesem Planeten leben können“, schreibt eine Person. Eine andere meint: „Nachhaltigkeit senkt Kosten (Energieverbrauch).“ Ein weiteres Motiv betrifft die Patientengewinnung und -bindung: „Im Interesse der Praxis und des Images der Praxis.“

Mehr Maßnahmen gefordert

Die Befragung zeigt einen deutlichen Bedarf an Unterstützung: Mehr als die Hälfte fordert eine bessere Bereitstellung von allgemeinen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit sowie von Informationsmaterial für eine umweltfreundlichere Praxis oder Klinik. Eine wichtige Weichenstellung könnte die Politik in Gestalt von Bürokratieabbau liefern, wie 54 Prozent der Teilnehmenden meinen. Diesen Aspekt sowie ökologische Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz (46 %) und die Digitalisierung des Gesundheitswesens würden Deutschlands Ärztinnen und Ärzte gerne aktiv weiterdenken, beispielsweise im Rahmen von Workshops.

Grafik Nachhaltigkeit Studie SpiFa