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Finanzen

Deutsche Unternehmen schütten voraussichtlich 31,7 Milliarden Euro an Dividenden in 2017 aus. Aber nur wenig davon wird bei heimischen Anlegern landen, denn rund 70 Prozent gehen ins Ausland. „Leider werden durch eklatante Fehler in der Vermögensanlage Jahr für Jahr Unsummen an Volksvermögen vernichtet“, sagt Burkard Lützler, Senior Finanzberater der Finum Private Finance AG in Alfter. Noch immer halten viele deutsche Sparer an Sparbüchern und Festgeldern fest, obwohl es hier kaum mehr Zinsen gibt. „Die Beteiligung an der Wirtschaft in Form von Sachwerten wie Aktien stellen einen essentiellen Bestandteil der Vermögensanlage dar“, rät der Finanzexperte, aber woran lassen sich die richtigen Unternehmen  bzw. die Aktien mit dem größten Gewinn erkennen?

Die bekannteste Kennzahl: KGV

Bei der Auswahl vertrauen Experten auf Kennzahlen. „Das KursGewinnverhältnis (KGV) ist ein Basiswert, der fast jedem Aktienanleger vertraut ist“, sagt Jens Hartmann, Geschäftsführer der ficon Börsebius Invest GmbH aus Düsseldorf. Grundsätzlich gilt ein möglichst niedriges KGV als positives Signal, das heißt, dass im Verhältnis zum Kurs der prognostizierte Gewinn der Aktie hoch ist. „Die meisten wissen aber auch, dass man diese Zahl nicht absolut sehen sollte, sondern mit anderen vergleichen und in einen Gesamtzusammenhang setzen muss“, sagt der Börsenfachmann. Denn gerade bei wachstumsstarken Unternehmen, die langfristig besonders attraktiv sein können, ist ein hohes KGV normal.

Die attraktive Dividendenrendite

In Zeiten niedriger Zinsen klingen Dividendenrenditen mancher Dax-Aktien von über vier Prozent verlockend. Tatsächlich beruht ein beträchtlicher Teil des langfristigen Anlageerfolgs in den meisten Privatanlegerdepots auf Ausschüttungen der Aktien, deswegen sind solche Papiere prinzipiell eine gute Wahl. Allerdings heißt es auch hier genau hinsehen, denn die Kennzahl Dividendenrendite steigt zum Beispiel, wenn der Kurs der Aktie an der Börse abstürzt oder ein Unternehmen ideenlos Gewinne ausschüttet, statt in die Zukunft zu investieren. Für eine Geldanlage über einen längeren Zeitraum ist es wichtig, dass ein Konzern gesund aufgestellt ist, damit er sich auch in Zukunft eine hohe Dividende leisten kann und Gewinne einfährt.

Die Maßzahlen wertvoller Unternehmen

Profis und Analysten nutzen neben KGV, KCV und Dividendenrendite eine Reihe weiterer Kennzahlen. Zum Beispiel kann das Kurs-Buchwert-Verhältnis Aktien identifizieren, bei denen die Substanz wertvoller ist als das komplette Unternehmen an der Börse. Eine hohe Eigenkapitalquote gilt als Maßzahl für die Finanzstärke krisenfester Firmen und die Eigenkapitalrendite als Hinweis auf besonders ertragsstarke Unternehmen. Aber alle haben eines gemeinsam, einzeln betrachtet können sie auch ein falsches Bild der Aktie bzw. über den angemessenen Preis vermitteln.

Gesamtbild analysieren

Kennzahlen richtig zu lesen und einzuordnen erfordert Zeit und Erfahrung. „Oft ist es wichtig, die Historie und die Gegebenheiten der Branche zu kennen, um sie richtig zu bewerten“, sagt Jens Hartmann, „gerade bei sehr niedrigen oder hohenWerten sehen wir besonders genau hin.“ Die Profis der Banken ziehen vor einem Investment auch qualitative Merkmale in Betracht, wie etwa die Erfolgsaussichten in der jeweiligen Branche oder die Qualität der Unternehmensführung und können so umfassend beraten. „Das kostet zwar erst Geld, aber gerade bei langfristig angelegten Sparvorhaben bleibt so unter dem Strich oft deutlich mehr stehen“, sagt Burkard Lützler. Vermögensverwalter achten zudem auf eine vernünftige Streuung der Anlagen und Begrenzung der Einzelpositionen, das reduziert das immer vorhandene Risiko bei einer Geldanlage an der Börse.

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Fünf wertvolle Kennzahlen

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beschreibt die Relation des Börsenwerts zum Ertrag. Je niedriger es ist, desto günstiger sind im Prinzip die Aktien eines Unternehmens. Allerdings nutzen etwa aussichtsreiche Wachstumswerte Erträge auch für Expansion oder Forschung, ihr KGV ist aus guten Gründen hoch.

Aus dem Verhältnis der Ausschüttungen zum aktuellen Aktienkurs wird die Dividendenrendite berechnet. Grundsätzlich gilt je höher desto besser, aber sie darf nicht mit festen Zinsen verwechselt werden. Gerade bei Traumrenditen ist Skepsis angesagt, denn rechnerisch steigt sie automatisch, wenn der Kurs abstürzt und Ausschüttungsprognosen können schnell Makulatur sein.

Ob Aktien eines Unternehmens gerade günstig sind, das lässt sich mit dem Kurs-Buchwert-Verhältnis beantworten. Im Prinzip sagt ein Wert unter eins aus, dass das Vermögen in Form von Immobilien, Maschinen, Barreserven etc. abzüglich der Verbindlichkeiten größer ist als der derzeitige Börsenwert. Allerdings bildet der Wert keine Zukunftsperspektiven für die Wertpapiere ab.

Die Eigenkapitalquote ist ein Maßstab für die Finanzstärke von Unternehmen im Branchenvergleich. Grundsätzlich gilt: Je höher sie ist, desto krisenfester ist ein Unternehmen, weil dadurch unter anderem die Aufnahme von Krediten erleichtert wird.

Die Eigenkapitalrendite drückt aus, welchen Ertrag das im Unternehmen investierte Geld bringt. Ein hoher Wert ist ein grundsätzlich positives Signal. Trotzdem genau hinsehen, denn die Kennzahl kann etwa durch die Aufnahme von Schulden erhöht werden, was bei steigenden Zinsen zu Problemen führen kann.