Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Buchhaltung

Der Bedarf an medizinischen Fachkräften in Deutschland wächst weiter und feuert die Debatte über einen Ärztemangel in Deutschland weiter an. Hintergrund ist der aktuelle Fachkräfteatlas, für den Stellenausschreibungen ausgewertet werden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Nachfrage nach Ärzten um mehr als 14 Prozent, die Anzahl der Stellenausschreibungen für Pflegepersonal sogar um rund 35 Prozent. Damit erreichen beide Berufsgruppen dem StepStone Fachkräfteatlas zufolge neue Höchststände seit Beginn der Messung im Jahr 2012.

Großes Selbstbewusstsein bei Ärzten und Pflegefachkräften

Der Fachkräftemangel trifft die Gesundheitsbranche nach dieser Erhebung tatsächlich stärker als jede andere. Verwunderlich ist das allerdings nicht: Die künftig extrem steigende Anzahl älterer Menschen führt zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl an Pflegebedürftigen – laut Bundesministerium für Gesundheit sind 3,22 Millionen bis zum Jahr (Stand 2012: 2,54 Millionen). Was fehlt, sind die Fachkräfte, sie kommen nicht nach.

„Diese Entwicklung wird sich zukünftig noch verschärfen. Der demografische Wandel sorgt für ein weiter steigendes Patientenaufkommen. Doch schon heute können längst nicht alle offenen Stellen mit qualifiziertem Personal besetzt werden. Arbeitgeber im Gesundheitsbereich befinden sich mittendrin im ‚War for Talents’“, erklärt StepStone Arbeitsmarkt-Expertin Dr. Anastasia Hermann. Die gesuchten Fachkräfte haben hohe Ansprüche an ihre nächste Arbeitsstelle – bei der Jobsuche sind sie sehr selbstbewusst, wie die Ergebnisse der StepStone-Trendstudie 2016 zeigen. Jeder zweite Arzt und jede zweite Pflegefachkraft nimmt an, bei Bedarf innerhalb von nur drei Monaten eine passende neue Stelle zu finden.

Die wenigsten Ausschreibungen für Fachkräfte aus Pflege- und Arzthelferberufen, gemessen an der Anzahl der Stellenausschreibungen je 100.000 Erwerbsfähige, werden in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. Überdurchschnittlich hoch ist die Anzahl der Stellenausschreibungen dagegen in Hamburg, Berlin, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern.

Der Bedarf nach Ärzten ist bundesweit auf einem hohen Niveau. Besonders stark ist die Nachfrage in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg sowie in Hessen. In Berlin ist die Anzahl Stellenausschreibungen je 100.000 Erwerbsfähigen genauso hoch wie im Flächenbundesland Baden-Württemberg.

Jobwechsel für mehr Gestaltungsfreiheit

Bei einem Jobwechsel erwarten sieben von zehn Ärzten und Pflegefachkräften ein höheres Gehalt. Mehr als jeder Zweite wünscht sich mehr inhaltliche und organisatorische Freiheiten. Gerade bei Positionen, die aufgrund von tariflichen Bestimmungen wenig Handlungsspielraum bei Gehaltsfragen lassen, kann Gestaltungsfreiheit im Job daher ein entscheidendes Argument sein. „Jobs im Gesundheitswesen sind häufig mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden. Wer hier effiziente Prozesse vorweisen kann und den Mitarbeitern genug Freiraum lässt, sich umfassend um Patienten zu kümmern, ist bei der Rekrutierung von Fachkräften klar im Vorteil“, sagt Hermann.