Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Der rund einstündige Livestream auf www.zusammengegencorona.de am 8. Juni 2020 stand unter dem Motto „Corona und die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte“. Spahn wollte darin erfahren, wie die Sicht der Ärzte auf den Umgang mit der Pandemie ist und wie die Politik sie noch besser unterstützen kann.

Neben Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchow-Bundes, kamen zahlreiche Niedergelassene aus dem gesamten Bundesgebiet per Videoschalte zu Wort. Durch den Abend führte der Journalist Sebastian Tittelbach.

Welche Kritik Ärzte an Spahn äußern

Kritik wurde vor allem an der zu Beginn der Corona-Pandemie fehlenden Schutzausrüstung geäußert sowie daran, dass der öffentliche Gesundheitsdienst nicht darauf ausgelegt war, eine Pandemie zu stemmen. Aktuell beschäftigte viele Ärzte der Wust an Formularen und Abrechnungsmodalitäten für die Corona-Testung (über die Krankenversicherung oder auf Veranlassung des öffentlichen Gesundheitsdienstes), für den Spahn Abhilfe versprach. Gelobt wurde Spahns Einsatz für die Organisation von Schutzausrüstung, die Etablierung der Rufnummer 116 117 sowie den Rettungsschirm für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte.

Dr. Christoph Nikolaus Sass, Internist und Nephrologe aus Braunschweig, sprach die mitunter schlechte Qualität von FFP2-Masken aus Asien an und forderte eine deutsche Maskenproduktion. Die, so Spahn, würde im Sommer beginnen: „Das Thema fehlende Schutzmasken werden wir nicht noch einmal haben“, sagte er. Interessant war zudem die Wortmeldung von Christopher Schultz, Arzt in Weiterbildung in Büsum. Er fragte unter anderem nach der Sinnhaftigkeit von Antikörpertests, die aus seiner Sicht keine Konsequenzen hätten, da man trotzdem Abstand halten und eine Maske tragen müsse. Spahn bestätigte, dass Antikörpertests nicht mit übermäßig viel Aussagekraft verbunden seien. Niemand wisse derzeit, wie lange man nach einer Infektion Immunität habe.

Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen?

Ein Stimmungsbild lieferte auch die Frage von Dr. Florian Schuhmacher, Allgemeinarzt und Psychotherapeut, nach einer möglichen SARS-CoV-2 -Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Die Verunsicherung im Kollegenkreis sei diesbezüglich groß, da die beiden in Entwicklung befindlichen Impfstoffe aus Deutschland völlig neu und möglicherweise noch nicht ausreichend getestet seien. Werde es für Ärzte, die die Impfung verweigerten, ein Tätigkeitsverbot geben? Spahn stellte klar, dass es für Angehörige im Gesundheitswesen keine Impfpflicht geben werde, auf Bundesebene existiere dazu kein Gesetzentwurf. Er appellierte aber mit Blick auf die kommende Grippesaison an die Beschäftigten im Gesundheitswesen, sich grippeschutzimpfen zu lassen.

Dr. Markus Sandrock, Kinderarzt aus Staufen stellte die für die Praxis wichtige Frage, ob Kinder mit leichtem Schnupfen und ohne Risikokontakt in die Kita dürften. Er gab zu bedenken, dass er ansonsten jedes Kind im kommenden Winter sieben- bis achtmal testen müsste, was er für unzumutbar halte. Spahn stellte hier klar, dass Kinderärzte in einer solchen Situation so häufig testen dürften, wie sie es für nötig hielten, die Kosten würden übernommen.