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Geldanlagen

In den kommenden 20 Jahren könnte jeder fünfte Rentner in die Altersarmut rutschen. Dieses bedrohliche Szenario zeichnet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung für die Zeit bis 2036, in der die geburtenstarken Jahrgänge der „Baby Boomer“ aus den 1950er- und 60er-Jahren in Rente gehen.

Das Risiko für Altersarmut (unter 958 Euro Netto-Einkommen im Monat) steigt, weil seit Jahren die Zahl atypischer Arbeitsverhältnisse und unterbrochener Erwerbsbiographien wächst. Zudem, so die Forscher, gleichen die vom Staat geförderten Vorsorgemodelle wie Riester und Rürup die Verschlechterungen im Rentenrecht bislang nicht aus.

Auch Akademiker sind betroffen

Der Weckruf der Stiftung richtet sich nicht nur an alleinstehende Frauen, Niedrigqualifizierte und Langzeitarbeitslose – die Gruppen, die am stärksten betroffen sein werden. „Auch Abiturienten und Hochschulabsolventen sind nicht automatisch vor Altersarmut geschützt. Laut der Studie könnte in 20 Jahren einer von 15 Hochqualifizierten in die Altersarmut rutschen“, sagt Torben Peters von der Proaktiva AG aus Hamburg. Hält der Trend zum späteren Arbeitseinstieg an, wird das auch die Altersbezüge kommender Generationen belasten. Für Peters liegt die Konsequenz auf der Hand: „Eine eigene private Vorsorge wird quasi zur Pflicht – je früher, desto besser“, so der Vermögensverwalter.

Zins und Zeit – zwei mächtige Verbündete

In der Tat ist die Zeit ein mächtiger Verbündeter beim Aufbau eines (kleinen) Vermögens. Das zeigt eine hypothetische Rechnung zum Kindergeld. Würde diese monatliche Zahlung des Staates komplett investiert und bis zum Renteneintritt des Kindes nicht mehr angerührt, kann sich der Nachwuchs im Alter von 65 Jahren über fast eine halbe Million Euro freuen (s. „Reiche Rente…“). Nun kann nicht jeder auf das Kindergeld verzichten. „Doch wenn es gelingt, jeden Monat 50 Euro davon zurückzulegen, kommen noch immer über 120.000 Euro zusammen“, erklärt Katrin Lisok von der Bayerische Vermögen AG in Kiel.

Aktien und Sachwerte sind unverzichtbar

Den wichtigsten Beitrag zur Rendite liefern Aktien, die nach einer sehr langfristigen, weltweiten Auswertung (seit 1900) jährliche Erträge inkl. Dividenden von 5,1 Prozent erzielt haben. Anleihen brachten es mit 1,8 Prozent im Jahr nur auf rund ein Drittel dessen. Wegen der derzeit außergewöhnlich niedrigen Zinsen drohen bei Anleihen zudem Kursverluste, falls die Zinsen steigen. Allerdings hält Lisok einen starken Zinsanstieg für unwahrscheinlich. „(s. „Hohe Staatsschulden…“).

Anleihen als Puffer, Gold zur Absicherung

Trotz der langfristig besseren Aussichten für Aktien sollten weder Anleihen noch Edelmetalle beim Vermögensaufbau und erst recht nicht im Ruhestand fehlen. Anleihen von als sicher erachteten Staaten sowie von bonitätsstarken Unternehmen dienen als Risikopuffer, wenn am Aktienmarkt raue Zeiten herrschen – das zeigte sich eindrücklich in der Finanzkrise 2008 und in der 2011 beginnenden Euro-Krise. Gold spielt seine Stärken aus, wenn es zu einer unerwartet starken Inflation kommt oder das Zutrauen in das Papiergeld-System schwindet. „Entscheidend ist jedoch, dass die Kombination der Anlageklassen der Lebensphase angepasst wird“, so Peters.

Geldanlage auf eigene Faust oder mit Profi?

Stellt sich noch die Frage: Sollte man es bei der Altersvorsorge auf eigene Faust versuchen oder sich Hilfe holen? Gebrannte Kinder wissen, dass man bei der Geldanlage schnell teure Fehler machen kann – was auch damit zu tun hat, dass weite Teile der Finanzbranche gewisse Produkte vertreiben, weil sie damit die attraktivsten Provisionen kassieren. Wer dieses Risiko ausschalten will, kann sich an einen unabhängigen Vermögensverwalter wenden. Nach Meinung der Wissenschaft verbessert das die Chancen für Kunden (s. „Unabhängige Finanzprofis…“).

Musterdepot: So legen Sie 100.000 Euro für die Altersvorsorge entspannt an

Ein Depot zum Vermögensaufbau mit dem Ziel Altersvorsorge sollte neben Anleihen, Aktien, Immobilien und Gold immer auch einen Bargeld-Anteil beinhalten, um bei unvorhersehbaren Ereignissen flexibel zu bleiben und nicht unter Druck verkaufen zu müssen. Eine Vermögensaufteilung, die unter normalen Rahmenbedingungen eine Rendite von drei Prozent und mehr im Jahr erreichen sollte, könnte beispielsweise so aussehen:

Aktien 30%
Anleihen 25%
Immobilien 25%
Gold 10%
Cash 10%

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