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Urologie

Das Potenzial für ambulant durchgeführte Eingriffe ist noch lange nicht ausgeschöpft, zumindest wenn es nach dem Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) geht: Das IGES hatte schon im April 2022 in einem Gutachten dafür plädiert, rund 2.500 medizinische Leistungen in den Katalog ambulanter Operationen aufzunehmen – darunter auch 162 urologische Behandlungen.

Und auch Ärztevertreter sehen noch erheblichen Spielraum und fordern zum Beispiel, dass bis zu jede vierte OP ambulant erfolgen soll, um Kosten für stationäre Klinikaufenthalte einzusparen.

Was wurde konkret beschlossen, um ambulante OP zu fördern?

Inzwischen haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der GKV-Spitzenverband auf weitere Maßnahmen geeinigt, um ambulante Operationen zu fördern. So wird der sogenannte AOP-Katalog erweitert, der alle Operationen und sonstigen Eingriffe auflistet, die Krankenhäuser ambulant vornehmen und nach EBM abrechnen können.

Welche urologischen Eingriffe sind neu in der AOP-Liste?

171 Eingriffe kommen neu dazu, für Urologen sind beispielsweise die Prostatastanzbiopsie, die Inzision am Skrotum oder Operationen am Funiculus spermaticus relevant. Gleichzeitig haben die Entscheidungsträger Maßnahmen beschlossen, die das ambulante Operieren für Vertragsärzte attraktiver machen sollen – allen voran bei der Vergütung.

Bei Urologen wird so zum Beispiel auch die postoperative Behandlung abgerechnet (siehe Infokasten unten). Die Vergütung erfolgt zudem extrabudgetär, alle Neuerungen gelten seit dem 1. Januar 2024.

Wie reagieren Vertreter der Urologie auf die neuen Maßnahmen?

Mit den jüngst beschlossenen Maßnahmen sind auch weitere Forderungen aus der Ärzteschaft teilweise erfüllt: Der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) und die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hatten sich in einem gemeinsamen Positionspapier unter anderem dafür ausgesprochen, Leistungen wie die Prostatabiopsie oder die Botox-Therapie in den AOP-Katalog aufzunehmen.

Beim Vergütungssystem sehen die Verantwortlichen noch Luft nach oben: Sie fordern eine angepasste sektorgleiche Vergütung nach § 115f SGB V, die aus ihrer Sicht auch Sachkosten und Hygieneaufwendungen besser berücksichtigt.

Dabei weist das Positionspapier insbesondere darauf hin, dass durch gestiegene Hygieneanforderungen im operativen Sektor auch die Kosten für die hygienische Aufbereitung von Medizinprodukten nach oben gegangen sind.

Das ist bei Zuschlägen für den Hygieneaufwand geplant

Um operativ tätige Urologen zu entlasten, sollen diese Kosten laut BvDU und DGU dem Stand der Technik angepasst und entsprechend der Anpassung an gesetzlich vorgeschriebene Anforderungen übernommen werden.

KBV und der GKV-Spitzenverband scheinen die Forderung zu beherzigen: Anfang des Jahres soll ein zusätzlicher Beschluss folgen, der ambulanten Operateuren Zuschläge für den höheren Hygieneaufwand gewährt. Die Regelung soll dann rückwirkend ab 1. Januar 2024 gelten, kündigt die KBV an.

Der Spitzenverband der kassenärztlichen Versorgung gibt auf seiner Webseite außerdem einen Überblick, welche ambulanten Leistungen neu in den AOP-Katalog aufgenommen werden – und unter welchem OPS-Kode sie jeweils beziffert sind.

VERGÜTUNG FÜR OPERATIVE EINGRIFFE GENAUER ERKLÄRT
Am Beispiel Prostatastanzbiopsie
Urologen können eine perkutane oder transrektale Prostatastanzbiopsie mit Steuerung durch bildgebende Verfahren ambulant durchführen. Die transrektale Biopsie unter Einsatz von weniger als 20 Stanzzylindern unterliegt dem OPS-Kode 1-466.00. Folgende Leistungen können abgerechnet werden, wenn die Untersuchung vertragsärztlich durchgeführt wird und die postoperative Behandlung durch den Operateur erfolgt:
– Ambulante Operation: GOP 31281 (1189 Punkte / 141,89 Euro)
– Überwachungskomplex ambulant: GOP 31502 (243 Punkte / 29,00 Euro)
– Postoperative Behandlung Operateur ambulant: GOP 31683 (97 Punkte / 11,58 Euro)
– Ambulante Anästhesie: GOP 31821 (997 Punkte / 118,98 Euro)
Quelle: KBV