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Medizin

Das haben Forschende im Rahmen einer Geburtskohortenstudie jetzt festgestellt. Die Kohorte umfasste insgesamt 506 Mutter-Kind-Paare aus Singapur. In die Analyse wurden 437 Kinder eingeschlossen, von denen vollständige Verhaltensdaten im Alter von zwölf Monaten und neun Jahren vorlagen. Bei einer Subgruppe von 157 Kindern wurde darüber hinaus im Alter von 18 Monaten ein Elektroenzephalogramm (EEG) durchgeführt.

Negativer Einfluss der Bildschirmzeit zeigt sich bis ins Schulalter

Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen wie Arbeitsgedächtnis, Impulskontrolle und kognitive Flexibilität bewerteten die Studienautorinnen und -autoren anhand verschiedener neuropsychologischer Tests. Darüber hinaus füllten Lehrerinnen und Lehrer spezifische Fragebögen zu den kognitiven Fähigkeiten und dem Verhalten der Kinder aus.

Nach Angaben der Mütter verbrachten ihre Kinder im Alter von zwölf Monaten durchschnittlich 2,01 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm. Bei der Auswertung der Daten stellte sich heraus, dass der Kontakt zu Bildschirmmedien im ersten Lebensjahr mit einer Verschlechterung der Aufmerksamkeit und der exekutiven Funktionen im Alter von neun Jahren assoziiert war. Dieser Effekt stieg mit jeder Stunde Bildschirmzeit und war unabhängig von anderen Faktoren wie dem Einkommen der Eltern.

EEG zeigt neuronale Korrelate für schlechte Aufmerksamkeit

Bereits im Alter von 18 Montane zeigten sich im Ruhe-EEG neuronale Korrelate für eine schlechtere Aufmerksamkeit. So verzeichneten die Forschenden einen Anstieg von niederfrequenten Theta-Wellen sowie ein höheres relatives Verhältnis von Theta- zu Beta-Wellen im frontalen und parietalen Cortex. Diese Veränderungen standen in einem linearen Zusammenhang mit der Bildschirmzeit im Alter von zwölf Monaten und waren bereits ab einer Stunde täglich erkennbar. Weiterhin waren die EEG-Ergebnisse mit den kognitiven Defiziten im Alter von neun Jahren assoziiert.

„Die Nutzung von Bildschirmen im Kleinkindalter könnte zu Veränderungen der neuronalen Aktivitäten beitragen, die bei der Entwicklung höherer kognitiver Fähigkeiten eine Rolle spielen“, so das Fazit der Studienautorinnen und -autoren. Sie verweisen jedoch darauf, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um zwischen einem direkten Einfluss des Bildschirmkontaktes auf die exekutiven Funktionen und familiären Einflussfaktoren zu unterscheiden.