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E-Health

Rund 5,7 Millionen Menschen besuchten im Vorjahr das Oktoberfest. Bei dieser Zahl verwundert es kaum, dass Unfälle und Verletzungen zur Tagesordnung gehören. Die Entscheidung, ob die Betroffenen tatsächlich ins Krankenhaus müssen, fällt auf den ersten Blick nicht immer leicht. Deshalb hat das LMU Klinikum in Zusammenarbeit mit der Aicher Ambulanz und Siemens Healthineers im Jahr 2022 erstmalig eine Computertomographie (CT) auf dem Festgelände eingerichtet. Die Ergebnisse wurden jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Moderne Diagnostik als Entscheidungshilfe

Während Patienten mit offensichtlich schweren Verletzungen direkt in eine Notaufnahme gebracht wurden, erhielten solche mit milden Traumata zunächst eine CT-Untersuchung vor Ort. Von insgesamt 205 Betroffenen, welche die mobile CT in Anspruch nahmen, hatten elf eine Hirnblutung und 23 Brüche im Gesicht. Nur 17 von ihnen mussten letztendlich von einem Rettungswagen abgeholt und in die Notaufnahme transportiert werden. Bei allen anderen reichte eine ambulante Betreuung durch die „Wiesn-Sanitäter“ aus.

Durchgeführt wird die Untersuchung von Medizinisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten des LMU Klinikums. Die Auswertung der Ergebnisse übernehmen Radiologen. Dabei erhalten sie Unterstützung von einem Algorithmus, der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Dieser ermöglicht die automatisierte Erkennung von Blutungen im Kopf anhand der CT-Bilder. „Das Wiesn-CT ist eine absolut logische Ergänzung der Wiesn-Ambulanz“, erklärt Prof. Clemens Cyran, geschäftsführender Oberarzt der Radiologie am LMU Klinikum, in einer Pressemitteilung. „Die medizinische Versorgung dort geschieht auf höchstem Niveau und da gehört eine moderne Diagnostik einfach dazu. So bekommen alle Verletzten ein Höchstmaß an medizinischer Kompetenz.“

Weniger Rettungsfahrten nötig

Darüber hinaus konnte im vergangenen Jahr mithilfe der mobilen CT die Zahl der Rettungsfahrten im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2019 deutlich gesenkt werden. „Wir entlasten Rettungsdienste und Notaufnahmen und haben 2022 den Kollaps des Systems verhindert, das durch die Corona-Pandemie noch erheblich unter Druck stand“, so Dr. Wilhelm Flatz, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Radiologie: „Das hilft indirekt auch den Münchner Bürgerinnen und Bürgern, weil es nicht zu überlasteten Notaufnahmen kommt und der Betrieb im Rettungswesen reibungslos weiterlaufen kann.“ Auch in diesem Jahr besteht die Möglichkeit einer mobilen CT bei der Ambulanz auf dem Oktoberfest.