Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Krebserkrankungen der Gallenwege sind relativ selten. In Deutschland liegt die Gesamtinzidenz für intra- und extrahepatische Gallengangskarzinome bei etwas über 5.500 Neuerkrankungen pro Jahr. Männer sind häufiger betroffen. In den letzten Jahren haben die Zahlen der Neuerkrankungen weltweit zugenommen.

Gallengangskrebs wird häufig zu spät erkannt

Die frühen Stadien von Gallengangskarzinomen verlaufen häufig symptomlos. Sie werden meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Deshalb sind die Heilungschancen oft schlecht. Patienten mit inoperabler, fortgeschrittener Krebserkrankung der Gallenwege werden bisher standardmäßig mit einer Chemotherapie-Kombination aus Cisplatin und Gemcitabin behandelt. Da Gallengangskrebsarten häufig eine immunsupprimierte Mikroumgebung aufweisen, waren Monotherapien mit Immuncheckpoint-Inhibitoren wenig erfolgreich.

Ein internationales Forscherteam, an dem auch Prof. Dr. med. Arndt Vogel von der Medizinischen Hochschule Hannover beteiligt war, hat im Rahmen der KEYNOTE-966-Studie die Auswirkungen einer zusätzlichen Gabe des Checkpoint-Inhibitors Pembrolizumab zu Cisplatin und Gemcitabin untersucht. Es war die bislang größte, globale Studie dieser Art. Weltweit nahmen 175 medizinische Zentren und 1.069 Patienten daran teil. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

Die Teilnehmer dieser randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie hatten entweder einen bisher unbehandelten, inoperablen, lokal fortgeschrittenen oder einen metastasierten Gallengangstumor. Nach dem Zufallsprinzip bekamen die Patienten entweder alle drei Wochen 200 mg Pembrolizumab oder ein Placebo intravenös über maximal 35 Zyklen. Zusätzlich bekamen alle Patienten eine Kombinationsbehandlung mit Gemcitabin 1.000 mg/m2 intravenös an den Tagen 1 und 8, alle drei Wochen ohne Maximaldauer und Cisplatin 25 mg/m2 intravenös ebenfalls an den Tagen 1 und 8 alle drei Wochen über maximal acht Zyklen.

Längeres Überleben mit Pembrolizumab und Chemotherapie

Die abschließende Analyse fand nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 25,6 Monaten statt. Das mittlere Gesamtüberleben betrug in der Pembrolizumab-Gruppe 12,7 Monate und in der Placebo-Gruppe 10,9 Monate. Besonders wirksam zeigte sich die immunonkologische Zusatztherapie bei kaukasischen Patienten. Behandlungsbedingte Nebenwirkungen der Grade drei und vier traten in der Pembrolizumab-Gruppe etwas häufiger auf (79 und 70 Prozent) als in der Placebo-Gruppe (75 und 69 Prozent). Acht Teilnehmer, die Pembrolizumab erhalten hatten, und drei Teilnehmer mit Placebo verstarben an behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen.

„Unsere Studie zeigt eine statistisch eindeutige Verbesserung des Gesamtüberlebens und ein handhabbares Sicherheitsprofil bei Patientinnen und Patienten mit Gallengangskrebs“, so Professor Dr. Vogel. „Pembrolizumab plus Gemcitabin und Cisplatin stellt eine neue Behandlungsoption in der Erstlinienbehandlung für Patientinnen und Patienten mit zuvor unbehandeltem metastasierten oder inoperablem Gallengangskrebs dar.“