Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Berührungsängste sollten Patientinnen und Patienten im Wartezimmer nicht haben. Zu Stoßzeiten kann es dort richtig eng werden und auch Erkältungswellen sorgen öfters für einen größeren Andrang in den Praxen. Das erlebt auch die Praxis von Dr. med. Marc Metzmacher aus dem mittelfränkischen Gunzenhausen.

Der Hausarzt hat einen Weg gefunden, um das Geschehen im Wartezimmer ein wenig zu entzerren: Seine Patienten können sogenannte Pager verwenden, um zu ihrem Termin aufgerufen zu werden. Bei den Pagern handelt es sich um batteriebetriebene Geräte, die ein akustisches Signal abgeben, sobald der Patient an der Reihe ist.

Pager-System hat sich in der Praxis etabliert

Den Ursprung hatte diese Idee während der Corona-Pandemie. „Wir wollten in dieser Zeit unbedingt die Kontakte im Wartezimmer reduzieren“, berichtet Metzmacher im Gespräch mit ARZT & WIRTSCHAFT. „Das ließ sich damit sehr gut machen. Wir haben die Patienten mit ihrem Pager zum Beispiel in ihr Auto zurückgeschickt, dann haben sie gewartet, bis der Pager gepiepst hat, und anschließend sind sie reingekommen.“ Dieses Konzept habe sich bewährt und wurde deswegen auch nach Corona beibehalten, sagt Metzmacher.

Das liegt vor allem auch daran, dass es die Abläufe im Team verbessert hat. „Das System wurde schnell zur Routine. Wir haben insgesamt zehn Piepser, jeder hat eine Nummer. Und wenn wir den Patienten mit dem Piepser aufrufen, wählen wir über einen Touchscreen die entsprechende Nummer und dann wird der Patient benachrichtigt.“ Die Nutzung des Systems ist freiwillig. Wer keinen Pager will, wartet ganz normal im Wartezimmer. Der Bewegungsradius der Geräte liegt bei maximal 500 Meter. Damit ist die Gefahr gering, dass ein Patient sich mit dem Pager verirrt. „Wir haben noch jeden wieder zurückgekriegt“, scherzt Metzmacher. Mit seinem Rufsystem sieht sich der Niedergelassene auch für ein höheres Patientenaufkommen während Grippewellen gerüstet.    

So funktionieren digitale Alternativen zum Pager

Neben Pagern wie bei Dr. Marc Metzmacher nutzen Praxisinhaber auch andere Möglichkeiten, um Stress durch zu volle Wartezimmer zu verringern. Die österreichische Softwarefirma „Quickticket“ bietet beispielsweise eine digitale Warteliste an, in der sich Akutpatienten auch von zuhause aus einreihen und in Echtzeit nachverfolgen können, wann sie an der Reihe sind. Das System funktioniert entweder über einen bereitgestellten Link, einen Button auf der Webseite der Arztpraxis oder über einen QR-Code zum Scannen vor Ort. Auch mehrere Arztpraxen in Deutschland nutzen dieses Modell. Ähnliche Konzepte, die auf QR-Codes basieren, gibt es unter anderem von Anbietern wie „SmartWarten“, „cleverQ“ oder „dubidoc“.

Wartezeit in der Arztpraxis ist immer rückläufiger

Rufsysteme dürften in naher Zukunft eine immer größere Rolle beim Wartezimmermanagement spielen. Zuletzt machte sich ein klarer Trend bemerkbar: Eine repräsentative Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2021 ergab, dass Patienten in den vergangenen Jahren immer weniger in der Arztpraxis auf ihren Termin warten mussten. 2016 musste mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) bis zu 30 Minuten oder länger für ihre Visite beim Arzt ausharren, fünf Jahre später waren es nur noch 39 Prozent. Am üblichsten waren Wartezeiten von bis zu 15 Minuten.

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