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Medizin

Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut, das Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen sammelt und dokumentiert, sah schon in seinem Sicherheitsbericht vom September 2021 kein Risikosignal für Herpes Zoster innerhalb von 14 bzw. 30 Tagen nach Impfungen mit allen vier zugelassenen COVID-19-Impfstoffen.

Eine große Studie der University of California, San Francisco, die im „Journal of the American Medical Association“ veröffentlicht wurde, hat das nun bestätigt: COVID-19-Impfungen sind nicht mit einem erhöhten Risiko für Gürtelrose-Erkrankungen assoziiert.

In einer retrospektiven Kohortenstudie untersuchte die Forschungsgruppe die anonymisierten Daten von über zwei Millionen Geimpften aus der Optum Labs Data Warehouse Datenbank, einem US-Kooperationszentrum für Forschung und Innovation. Das mittlere Alter der Geimpften betrug 43,2 ±16,3 Jahre, 50,6 % von ihnen waren weiblich.

Laut Studie lag das Inzidenzratenverhältnis, nach einer Corona-Impfung an Gürtelrose zu erkranken, bei 0,91. Damit lag es nicht höher als nach einer Influenza-Impfung vor der Pandemie oder der frühen Anfangsphase der Pandemie, wie eine ergänzende Kohortenanalyse ergab.

„Demnach war eine Gürtelrose nach Corona-Impfung bei weitem nicht so häufig, wie es anfangs in der Berichterstattung den Anschein hatte“, so Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie DGN, die die Studie kommentiert hat.

Was ist Herpes Zoster?

Theoretisch kann jeder, der einmal Windpocken hatte, an Herpes Zoster erkranken. Nach überstandener Windpocken-Erkrankung überdauern die Varizella-Zoster-Viren lebenslang, versteckt in Hirnnerven und Spinalganglien des Rückenmarks. Werden sie reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und bilden Entzündungen. Auf der Haut entstehen die schmerzhaften Bläschen der Gürtelrose. Auslöser für die Reaktivierung können zum Beispiel eine krankheitsbedingte Abwehrschwäche, höheres Alter, Stress, Trauma oder immunsuppressive Medikamente sein.

Herpes Zoster tritt gehäuft bei älteren Menschen ab dem 50. Lebensjahr auf. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 300.000 Menschen daran.

„Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren die Gürtelrose-Schutzimpfung mit einem sogenannten Totimpfstoff als Standardimpfung. Personen mit einer Grundkrankheit oder Immunschwäche empfiehlt die Kommission die Impfung bereits ab einem Alter von 50 Jahren (Indikationsimpfung).“