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Medizin

Ungefähr 3000 Männer und 500 Frauen erkranken in Deutschland pro Jahr an Kehlkopfkrebs. Hauptrisikofaktoren für die Entstehung sind langjähriges Rauchen und hoher Alkoholkonsum. 30 Prozent aller Larynxkarzinome liegen dabei oberhalb der Stimmlippen. Werden diese supraglottischen Karzinome frühzeitig erkannt, kann man sie gut mithilfe der transoralen Laserchirurgie (TLM) entfernen. Das zeigten die Ergebnisse der SUPRATOL-Studie, die auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNO-KHC) vorgestellt wurde.

Ziel dieser multizentrischen Studie war es, bisherige Kohortenstudien, die an einzelnen, spezialisierten Kliniken stattgefunden hatten, zu ergänzen. Dabei hatte sich die transorale Laser-Mikrochirurgie bereits als effektiv und sicher erwiesen.

Prof. Dr. med. Petra Ambrosch, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel und Prof. Dr. med. Andreas Dietz, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig leiteten die SUPRATOL-Studie.

Gesundes Gewebe bleibt erhalten

Im Gegensatz zur transzervikalen Resektion wird bei der transoralen Laser-Mikrochirurgie ein spezielles Endoskop über die Mundöffnung zum Operationsgebiet vorgeschoben. In diesem Endoskop befinden sich sowohl das Laser-Skalpell als auch eine mikroskopische Optik zur Kontrolle. Diese Art der Resektion ist wesentlich schonender für den Patienten. Zum einen durch den Einsatz des sehr präzisen Operationslasers und zum anderen, indem auf einen Halsschnitt verzichtet wird.

Insgesamt nahmen 102 Patienten mit supraglottischen Larynxkarzinomen aus 26 unterschiedlichen, deutschen Kliniken an der Studie teil. Allen Patienten wurde standardisiert der Kehlkopf mittels TLM teilreseziert, sowie die Halslymphknoten entfernt. Falls es nötig war, bekamen die Patienten im Anschluss eine postoperative Strahlentherapie. Im zweijährigen Nachbeobachtungszeitraum wurden die Patienten insgesamt siebenmal untersucht. Dabei prüften die Ärzte die Schluckfunktion mittels endoskopischer Untersuchung und ermittelten die schluck- und stimmbezogene Lebensqualität anhand von Fragebögen.

Seltener Tracheostoma nötig

Nur bei einem Drittel der Studienteilnehmer war die Anlage eines Tracheostomas im Rahmen der TLM notwendig. Am Ende der Nachbeobachtungsphase hatten nur noch fünf Prozent der Untersuchten ein Tracheostoma.

Im Gegensatz dazu, ist bei der klassischen Operationsmethode von außen die Anlage eines Tracheostomas immer zwingend. Viele dieser Patienten können dadurch längere Zeit nicht normal atmen oder sprechen.

Die Studienteilnehmer berichteten von keinen dauerhaften Beeinträchtigungen durch die TLM. Ein halbes Jahr nach dem Eingriff war ihre schluck- und stimmbezogene Lebensqualität wieder genauso wie vor der Operation. 96,5 Prozent der Probanden hatten ein Jahr nach der Operation wieder eine sehr gute Schluckfunktion. Nicht nur die funktionellen Ergebnisse, sondern auch die onkologischen Ergebnisse, wie Rezidivrate und Überleben waren mit den publizierten Zahlen der spezialisierten Zentren vergleichbar. Es gab auch keine Unterschiede zwischen universitären und nicht universitären Kliniken. „Die SUPRATOL-Studie konnte nun zeigen, dass sich die Technik nicht nur in den Händen einiger weniger hochspezialisierter Behandler bewährt, sondern dass ihr Einsatz auch in der Fläche gute Ergebnisse bringt“, so Prof. Dr. Ambrosch.