35.000 Vertragsärzte beginnen mit dem Impfen - Privatärzte dürfen nicht
Marzena SickingEndlich ist es soweit: Deutschlands Vertragsärzte dürfen ihre Patienten ab dieser Woche gegen SARS-CoV-2 impfen. Allerdings steht nicht so viel Impfstoff bereit, wie von den Niedergelassenen bestellt wurde. Auch bleiben Privatärzte und ihre Patienten bei der Vergabe auf der Strecke.
„Die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte können jetzt endlich loslegen und dem Land aus der Pandemie helfen“, erklärt KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Gassen zum Start der Impfkampagne in den Arztpraxen. Rund 35.000 Vertragsärzte hätten allein für die erste Impf-Woche fast 1,46 Millionen Impfstoffdosen bestellt. Die erste Lieferung von Impfstoffen soll am Dienstag, spätestens am Mittwoch bis 12 Uhr in den Praxen eintreffen. Der Bund stellt für die erste Woche allerdings nur eine Million zur Verfügung.
In den ersten Wochen nur mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer
Wie die KBV unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium erklärt, wird in den ersten beiden Wochen (7. bis 18. April) ausschließlich der mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer in den Praxen zur Verfügung stehen. In der darauffolgenden Woche soll der Impfstoff von AstraZeneca hinzukommen, anschließend der von Johnson & Johnson. Der Impfstoff von Moderna ist aufgrund der besonderen Anforderungen an die Logistik vorerst nicht für die Praxen vorgesehen.
Vertragsärzte können die Impfstoffdosen und das Impfzubehör einmal in der Woche bei ihrer Apotheke ordern. Aufgrund der aktuellen Impfstoffknappheit ist die Menge, die pro Arzt bestellt werden kann, allerdings noch begrenzt. Größere Bestellmengen sollen voraussichtlich erst ab Ende April möglich sein.
Regelungen in der Impfverordnung
Am 1. April ist die entsprechend geänderte Coronavirus-Impfverordnung in Kraft getreten. Hier wurden sowohl der Liefer- und Bestellprozess als auch die Dokumentation und Vergütung der COVID-19-Impfungen verbindlich geregelt. Einzelheiten dazu lesen Sie in diesem Beitrag. Auch auf der Homepage der KBV finden Ärzte dazu umfangreiche Informationsmaterialien.
BioNTech bietet Webinare für Praxen
Der Impfstoff-Hersteller BioNTech möchte die Arztpraxen ebenfalls unterstützen und hat zum Start der Impfkampagne ein Programm mit Online-Seminaren aufgelegt. Erste Webinare finden bereits am 7. und 8. April statt. Das Themen-Spektrum reicht vom logistischen Ablauf über die Wirkweise des mRNA-Impfstoffes bis hin zur Anwendung, der Kommunikation mit den Patienten und aktuellen Studiendaten. Zum Programm gehört außerdem ein Informationspaket, das die Praxen bei der Lagerung und Vorbereitung des Impfstoffes unterstützen soll. Dieses soll von den Apotheken gemeinsam mit dem Impfstoff ausgegeben werden.
Privatärzte dürfen (noch) nicht impfen
Leer gehen bislang allerdings die rein privatärztlichen Praxen aus, sie werden bislang nicht in die Impfkampagne eingebunden. Das sorgt nicht nur bei Patienten, sondern auch bei den Ärzten für Unmut: “Ich habe in meinem Impf-Zentrum in Berlin in 5 Stunden ganz locker 90 Patienten geimpft. In meiner Praxis könnte ich mit meinen vier Helferinnen circa 200 Impfungen pro Tag durchführen, neben der normalen Praxis. In einer Woche könnte ich circa 1000 Patienten impfen. Aber ich darf nicht impfen, Herr Jens Spahn hat es mir verboten. Denn ich bin Hausarzt, aber Privatarzt. Und kein Privatarzt darf laut Verordnung impfen, obwohl die Devise heißt: impfen, impfen, impfen. Für mich ist das fahrlässig und erhöht sehr stark das Risiko, dass meine schwächsten Patienten sterben müssen”, so einer der betroffenen Privatärzte gegenüber ARZT & WIRTSCHAFT.
Zwar unterstützt der PKV-Verband das Anliegen, Privatärzte gleichberechtigt in die Impfkampagne einzubinden, zumal sie häufig als Hausärzte von Privatversicherten fungieren, doch aktuell bleiben die Privatpraxen außen vor. Ihre Patienten müssen sie also an eine Vertragsarzt-Praxis oder an eins der Impfzentren verweisen, ansonsten bleiben sie – auch wenn sie chronisch krank sein sollten – noch länger ungeimpft.