Eigentlich ist eine Krise ideal für Value-Investoren. Gute Aktien zu Schnäppchen-Preisen kaufen ist schließlich der zentrale Grundsatz dieser Strategie. Doch spätestens seit der Corona-Pandemie steckt die Value-Anlagestrategie selbst in der Krise, warnt Finanzexperte Markus Richert.*
Typische Value-Aktien verloren deutlich mehr an Boden als der Börsendurchschnitt. Dabei waren die letzten zehn Jahre schon schwierig. Nach einer Auswertung der Financial Times haben solche Titel in den vergangenen zehn Jahren seit der Finanzkrise nur etwas mehr als halb so gut abgeschnitten wie der US-Leitindex S&P 500.
Veränderte Regeln der Geldanlage
Denn die Veränderungen in den Wertschöpfungsketten, allen voran die Digitalisierung, verändern die Regeln der Geldanlage. So lieferte die FAANG-Gruppe (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) erstaunliche Unternehmenszahlen. Diese sind nach klassischen Bewertungskennzahlen für Value-Investoren hoffnungslos überteuert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lag bei ihnen im Schnitt in den vergangenen fünf Jahren bei 65. Amazon kommt aktuell auf ein KGV von 93, Microsoft liegt bei 33, Facebook bei 30, Alphabet bei 26 und Apple bei 24.
Konservative Value-Investoren bekommen bereits bei einem KGV von 20 Schnappatmung und feuchte Hände. Deren Welt waren bis jetzt Unternehmen der produzierenden Industrie mit hohen Dividendenausschüttungen. Doch mittlerweile ist ein niedriges KGV häufig kein Schnäppchenalarm mehr, sondern ein Hinweis auf ein veraltetes Geschäftsmodell. Value-Investoren, die ihre Messmethoden nicht aktualisieren, sitzen in der Value-Falle. Die Geschäftsmodelle der Zukunft müssen nach anderen Maßstäben bewertet werden.
*Der Autor: Markus Richert ist Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.
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