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Finanzen

Wissen Sie, wer einer der weltweit größten Landwirte ist? Microsoft Gründer Bill Gates. Er soll laut dem Fachmagazin „Land Report“ 242.000 Hektar Ackerland hauptsächlich in den USA besitzen. Das entspricht fast der kompletten Fläche des Saarlands. Aber einer der vermögendsten Männer des Planeten legt dort natürlich nicht selbst Hand an, sondern er nutzt Ackerland seit vielen Jahren als Investment.

Wohl kein schlechter Plan, denn seit der Jahrtausendwende haben sich zum Beispiel die Preise für Farmland im landwirtschaftlich geprägten Mittleren Westen der USA mehr als verfünffacht.

Auch in Deutschland wird Ackerland immer kostbarer. Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik lag der Durchschnittspreis pro Hektar im Jahr 2000 noch bei rund 9.100 Euro, zwei Jahrzehnte später kosten 10.000 Quadratmeter mit 26.800 Euro fast das Dreifache. Also in Zukunft besser Acker statt Aktien kaufen, um Vermögen aufzubauen?

Keine leichte Anlageklasse

„Das ist in Deutschland gar nicht so einfach, denn es gibt kaum Ackerflächen, die zum Verkauf stehen“, erklärt Hans-Heinrich Meller aus Köln, Vorstand bei der FiNUM.Private Finance AG und ausgebildeter Landwirt. Zudem ist es für Laien nur bedingt möglich, den konkreten Wert einer Ackerfläche zu ermitteln. Laut dem Deutschen Bauernverband gibt es zum Beispiel enorme regionale Unterschiede: Im hessischen Regierungsbezirk Gießen kostet ein Hektar um die 10.200 Euro, in Oberbayern 112.100 Euro.

Öfter am Markt zu finden, sind ganze Landgüter im europäischen Osten, aber solche Millioneninvestments im Ausland sind sicher nichts für den normalen Sparer. „Vor allem die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sind über einen Zeitraum mehrerer Jahre nicht abzuschätzen, sodass das Rendite-Risikoverhältnis nicht ausreichend gegeben ist“, sagt Mathias Lebtig, Geschäftsführender Gesellschafter bei der Financial Planning GmbH aus Freiburg. Wer sich die Chancen der Landwirtschaft ins Depot holen möchte, muss aber nicht unbedingt gleich Großgrundbesitzer werden.

Ackerland Alternativen

Denn nicht nur der Boden selbst bietet gute Anlagechancen, sondern auch die Wertschöpfungskette rund um die Landwirtschaft. Zum Beispiel mit Papieren von Traktorenherstellern, Düngemittelproduzenten oder Agrarrohstoffinvestments kann das Thema indirekt im Depot abgebildet werden (s. Kasten unten).

Ein Beispiel: „Der ETF iShares Agribusiness UCITS ETF SPAG investiert weltweit in Unternehmen, die in der Landwirtschaft tätig sind“, informiert Mathias Lebtig. Solche Indexfonds haben einen großen Vorteil im Gegensatz zu einem direkten Investment in Ackerland: Es können kleinere Summen im Rahmen eines breiten Vermögensmix angelegt werden.

Wer monatlich mit einem Sparplan nachkaufen möchte oder einen Teil wieder abstoßen will, kann das jederzeit machen. Anders sieht die Sache aus, wenn es bereits landwirtschaftliche Flächen in der Familie gibt und die zum Beispiel geerbt werden. „Wenn man es sich leisten kann, würde ich landwirtschaftliche Flächen im Moment auf keinen Fall verkaufen, denn sie stellen einen absoluten Inflationsschutz dar“, rät Hans-Heinrich Meller.

Denn typische Ackerland-Ertragsquellen werden in Zukunft wohl nicht mehr nur Zuckerrüben, Weizen und Gerste sein. Die immer knapperen Flächen werden verstärkt für die nachhaltige Stromproduktion oder für Biokraftstoffe benötigt. „Das Vorantreiben der Nachhaltigkeit wird die realen Preise für Ackerland über viele Jahre stabilisieren, wenn nicht sogar weiter antreiben“, erklärt der FiNUM-Fachmann.

Pro und Contra für Acker-Investitionsmöglichkeiten

Direktkauf über Spezialmakler

Pro: Wer sich einen Bauernhof oder einen Acker kauft, investiert sehr wahrscheinlich in einen guten Inflationsschutz. Denn ein steigendes Preisniveau dürfte die Nachfrage nach heimischer Lebensmittelproduktion und nachhaltiger Energieerzeugung kaum verschlechtern.

Contra: Große Summen nötig, die dann in der Regel sehr langfristig positioniert sind. Bewirtschaftung oder Verpachtung erfordern Zeitaufwand. Die Wertentwicklung im Einzelfall muss nicht positiv sein, Altlasten können im Extremfall über Haftungsansprüche sogar zu mehr als einem Totalverlust führen.

Crowed Investment über Internetplattformen

Pro: Kleinere Summen oft mit festem Zinsversprechen investierbar. Einstieg in Projekte zum Beispiel mit Nachhaltigkeitsanspruch möglich, die den persönlichen Ansprüchen entsprechen.

Contra: Bedingungen und Risiken müssen für jeden Einzelfall genau geprüft werden, auch ein Totalausfall muss einkalkuliert werden.

REITs

Pro: Real Estate Investments Trusts können eine rentable Anlageform sein, mit der sich nicht nur in einen Hof, sondern in viele landwirtschaftliche Betriebe oder in Kredite von tausenden Landwirten investieren lässt. Eine breite Streuung reduziert dabei einzelne Klumpenrisiken.

Contra: Der Einstieg in diese Anlageform ist oft erst ab relativ hohen Summen möglich. Es gilt genau die Bedingungen zu studieren, zum Beispiel wie lange Geld hier fest liegt und welche Verlustrisiken es gibt. Solche Angebote gibt es vor allem im Ausland, was Risiken wie Währungsschwankungen und andere gesetzliche Bestimmungen mit sich bringt.

Rohstoffkontrakte an der Börse

Pro: Relativ unkompliziertes Spekulieren auf höhere Preise von landwirtschaftlichen Produkten, etwa bei mehr Biospritbedarf steigende Maisnachfrage.

Contra: Der Markt für Rohstoffkontrakte, ETCs und Co. ist kein Ort für Anfängerinvestment. Zeitliche Befristung oder die Bewertung von Besicherungen erfordern einen guten Überblick und umfassendes Fachwissen. Zudem werden die globalen Preise von Soja und Co. in der Regel in Dollar berechnet, was Wechselkursrisiken für europäische Anleger mit sich bringt. Moralisch ist die Preisspekulation auf Nahrungsmittel zudem alles andere als unumstritten.

Aktien aus der landwirtschaftlichen Branche

Pro: Einstieg ab kleinen Summen möglich und kann einen bestehenden ausgewogenen Anlagemix ergänzen. Über eine Vielzahl von Agrar-Indexfonds (ETFs) oder Themenfonds mit landwirtschaftlichen Bestandteilen können Einzelrisiken breit gestreut werden.

Contra: Nur indirekte Abbildung der Vorteile eines Ackerlandinvestments, viele der infrage kommenden Unternehmen haben weitere Geschäftsbereiche.

Autor Florian Junker