Privatärztlicher Bundesverband fordert Reduzierung der Krankenkassen
Marzena SickingKönnte eine Neustrukturierung das deutsche Gesundheitssystem vor dem finanziellen Kollaps retten? Davon geht jedenfalls der Privatärztliche Bundesverband aus und fordert eine drastische Reduzierung der Krankenkassen.
Tatsächlich scheint das Gesundheitssystem zumindest für die Bundesbürger inzwischen undurchsichtig zu sein. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag des PBV ärgern sich Patienten vor allem über die mangelhafte Kostentransparenz: So hätten zwei von drei Befragten (68 %) gerne mehr Einblick in die Kosten ihres Arztbesuches. Und nur 18 % schätzen zum Beispiel die Kosten für die Erstanamnese richtig ein. In der Regel liegen diese Kosten bei 20 bis 40 Euro – doch bei der Befragung von Innofact schätzt fast die Hälfte der Befragten (48 %) die Kosten auf 51 bis 100 Euro. 34 % rechnen sogar mit Kosten von über 100 Euro.
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) mit hohem Defizit in 2023
Die Kosten sind zwar geringer als von den Befragten gedacht, dennoch sieht die finanzielle Lage vieler Krankenkassen nicht gerade rosig aus: Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erwartet Gesundheitsminister Karl Lauterbach für dieses Jahr ein Defizit in Höhe von 17 Milliarden Euro. Der Privatärztliche Bundesverband (PBV) fordert deshalb: “Die Politik muss im Interesse der Patienten endlich auf die Kostenbremse treten”. Was genau damit gemeint ist, erklärt Thomas Ems, Geschäftsführer des PBV:
“Die Politik muss Schluss machen mit dem wirtschaftlich längst nicht mehr vertretbaren System mit 96 gesetzlichen Kassen, die allesamt mehr oder weniger dasselbe anbieten. Wenn sie die Zahl der Krankenkassen drastisch reduziert, senkt sie mit einem Schlag deutlich die Kosten.”
Der Privatärztliche Bundesverband (PBV) fordert zudem, dass sich die privaten Krankenversicherungen für alle öffnen dürfen. Nur mit mehr Wettbewerb zwischen den privaten Versicherungen ließe sich das Gesundheitssystem in Zukunft noch finanzieren, so Ems:
“Zumal das Generationen-Modell der GKV ohnehin zum Scheitern verurteilt ist”.
Er verweist auf Berechnungen, denen zufolge heute vier Beitragszahler für einen Rentner zahlen, in ein paar Jahren aber ein Beitragszahler für zwei Rentner aufkommen müsse.
Von einem Umbau des Gesundheitssystems würden laut PBV am Ende alle in Deutschland profitieren: “Je mehr Mitglieder von den gesetzlichen in die privaten Krankenversicherungen wechseln, desto stärker sinken die Beiträge für jeden einzelnen”, erklärt Ems. “Das konnte man in der Vergangenheit bereits bei den Zusatzversicherungen beobachten. Auch diese sind günstiger geworden, je mehr Menschen sich für sie entschieden.” Ob die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium das auch so sehen, ist bisher nicht bekannt.