Fremdkapitalisierung des Gesundheitswesens: Ungesunde Investments der Krankenkassen?

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) warnt vor Fremdkapitalisierung des Gesundheitswesens im Zuge der Digitalisierung.
Der SpiFa warnt eindringlich vor zunehmender Fremdkapitalisierung des Gesundheitswesens im Zuge der Digitalisierung. Das Thema ist zwar nicht neu, hat aber an Brisanz gewonnen: Mit dem Inkrafttreten des Digitale-Versorgungs-Gesetzes ist es Krankenkassen erlaubt, in Start-ups zu investieren. Lars F. Lindemann, Hauptgeschäftsführer des SpiFa dazu: „Es verwundert sehr, dass Ärzten in der Versorgung zahlreiche Kooperationen via Gesetz untersagt werden, aber gesetzliche Krankenkassen mit einem Fingerstreich in Start-ups investieren dürfen.“
Was Krankenkassen dürfen
So dürfen die Krankenkassen laut § 263a bis zu zwei Prozent ihrer Finanzreserven in Anteile an Investmentvermögen anlegen. So entstehen Wagniskapitalgeber und damit neue Kapitalquellen und Beteiligungsmodelle für Start-ups im Gesundheitswesen. Ende 2019 beliefen sich die Finanzreserven aller gesetzlichen Kassen auf knapp 20 Milliarden Euro, damit summiert sich das Investmentpotenzial auf 400 Millionen Euro. Die Rücklagen könnten allerdings wegen der zu erwartenden Mehrkosten durch die Corona-Pandemie sinken.
Wagniskapital
Ein Ergebnis dieser neuen Regelung ist der Wagniskapitalfonds des Verbands der Privaten Krankenversicherer, Heal Capital. An dem Fonds beteiligen sich 20 private Krankenversicherer in Deutschland und er verfügt über ein Investitionsvolumen von 90 Millionen Euro. Es wurden bereits drei Beteiligungen verkündigt, investiert wurde in das Klinik-Kommunikationstool Siilo, in die KI-Diagnose-Plattform Infermedia und in das Computer-Gehirn-Interface Ceregate.
Aber auch die gesetzlichen Krankenkassen sehen durch das Digitale-Versorgungs-Gesetz die Chance, deutsche und auch europäische Investorennetzwerke zu etablieren und damit einen Standortvorteil für Gesundheits-Start-ups zu schaffen. Man erhofft sich, dass durch Fondsbeteiligungen die Digitalisierung vorangetrieben wird und Versorgungslücken geschlossen werden. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Corona-Pandemie, so verzeichneten viele Anbieter telemedizinischer Produkte einen starken Kundenanstieg.
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