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Eines davon ist die Schwerindustrie, die mit rund 19 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes den zweitgrößten CO₂-Fußabdruck hinterlässt. Sie benötigt für ihre Prozesse meist sehr hohe Temperaturen, die kaum zu elektrifizieren sind. Wasserstoff könnte hier eine entscheidende Rolle spielen, das zu ändern.

Noch gibt es einige Hürden, welche die Umstellung auf Wasserstoff in der Schwerindustrie nicht möglich macht. Bei der Verbrennung mag Wasserstoff klimaneutral sein, für seine Herstellung werden jedoch fossile Brennstoffe aufgewendet. Es entsteht sogenannter „grauer Wasserstoff“. Um tatsächlich einen Nutzen für den Klimaschutz zu erbringen, müsste „grüner Wasserstoff“ genutzt werden, der mithilfe erneuerbarer Energien gewonnen wird. Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Trotzdem gibt es einige vielversprechende Projekte, die das mögliche Potenzial erahnen lassen.

Welche Projekte derzeit im Fokus sind

Für große Aufmerksamkeit sorgte zuletzt PlugPower (ISIN: US72919P2020). Das Unternehmen verkündete im Oktober eine Zusammenarbeit mit Airbus (ISIN: NL0000235190) und dem Raffineriebetreiber Phillips66 (ISIN: US7185461040). PlugPower entwickelt und fertigt Brennstoffzellen für die Anwendung in der Elektromobilität sowie Anlagen zur H2-Speicherung und H2-Betankung. Airbus hat das Ziel, bis 2035 emissionsfreie Flugzeuge auf den Markt zu bringen und setzt somit den Grundstein für eine grüne Wasserstoff-Infrastruktur an Flughäfen und eine Dekarbonisierung der Luftfahrt.

RWE (ISIN: DE0007037129) treibt zusammen mit Partnern grüne Wasserstoff-Projekte voran. Eines der größten Projekte nennt sich „GET H2″. Dahinter stehen Unternehmen und Institutionen, die sich aktiv für die Schaffung eines wettbewerbsorientierten Wasserstoffmarktes und für die notwendigen Anpassungen der gesetzlichen und regulatorischen Grundlagen einsetzen.

Ammoniak als Alternative

Neuerdings wird mit Wasserstoff oft Ammoniak als indirekter Wasserstofftransporteur in Verbindung gebracht. Ammoniak kann umweltfreundlich in einer Brennstoffzelle zu Energie umgewandelt werden. Der Vorteil liegt in der Speicherung, dem Transport und der Weiterverwendung. Um Wasserstoff kompakt zu speichern, muss es entweder extrem komprimiert oder verflüssigt werden. Das erfordert viel Energie, spezielle Anlagen und teure Hochdruckbehälter. Ammoniak hingegen ist ein Gas, das bei Raumtemperatur und geringer Kompression flüssig wird. Die Handhabung ist ungleich simpler.

Vor allem die Frachtschiffbranche hat Ammoniak als Alternative zum Schweröl ausgemacht. Eines der Unternehmen, die am intensivsten an entsprechenden Technologien forschen, ist IHI Corp (ISIN: JP3134800006). Das japanische Schwerindustrie-Konglomerat verfolgt die Vision eines globalen Ammoniak-Netzwerks im großen Stil und will bei der Synthese, der Speicherung und der Rückverstromung mitmischen.

Der Autor: Stefan Wallrich, Vorstand der Wallrich Asset Management AG in Frankfurt/Main.