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Geldanlagen

Wer Aktien der Telekom, SAP oder etwa einen Indexfonds-Sparplan auf einen Dax-Index hat, könnte am 24. September eine Überraschung erleben. Die Deutsche Börse ändert ihre Regeln für die Zusammenstellung der Börsenbarometer TecDax, MDax und SDax. Nur bei den 30 Werten des Standardwerteindex Dax bleibt alles beim Alten. Aber so mancher Titel aus der ersten Reihe wird dann zum Beispiel auch im TecDax gelistet, andere Unternehmen müssen dafür weichen. Was bedeutet das für Anleger, die auf solche Werte gesetzt haben?

Feinjustierung nach Umstellung

„Es war Zeit für diese Anpassung, insbesondere in der Technologiebranche“, sagt der Neusser Vermögensverwalter Sebastian Gebhardt von der I.C.M. Vermögensberatung. Titel wie SAP, Infineon oder die Telekom werden künftig sowohl im Index für Technologiewerte als auch in den 30 großen Werten des Standardwerteindex Dax enthalten sein. In den USA sind solche Doppellistungen bereits üblich und werden hierzulande jetzt möglich. „Anleger sollten aber beachten, dass sich damit die Risikozusammensetzung eines Index ändern kann“, erklärt der I.C.M. Vermögensberatung-Experte, „künftig werden zum Beispiel eine Handvoll großer Unternehmen über die Hälfte des Gesamtgewichts des TecDax ausmachen.“

Wer bisher einen Teil seines Vermögens per TecDax-ETF bewusst breitgestreut in kleinere Technologie-Wachstumswerte investiert hat, wird nach der Indexumstellung eine viel stärkere Konzentration auf etablierte Titel im Depot haben. Der MDax wird dagegen von 50 auf 60 Werte aufgestockt, der SDax sogar von 50 auf 70, auch hier fällt die Trennung zwischen Klassik-Titeln und Technologie-Werten weg. „Das bringt zwar einerseits eine interessante breitere Streuung, aber natürlich schwanken gerade Wachstumswerte erfahrungsgemäß etwas mehr als zum Beispiel ein etablierter Chemiekonzern“, sagt Investmentfachmann Gebhardt.

Wer etwa Sparpläne auf TecDax, SDax oder MDax laufen hat, sollte überprüfen, ob die nach September noch zur eigenen Investmentstrategie passen.

Gewinner und Verlierer der Neuregelung

Generell ist es für den Kurs einer Aktie positiv, in einem Index aufzutauchen, denn dann müssen zum Beispiel ETFs, die den Index direkt abbilden, solche Titel kaufen und die mediale Aufmerksamkeit steigt. So springt in aller Regel die Nachfrage an und sorgt für positive Kurseffekte. Das Gleiche gilt umgekehrt für Abstiegskandidaten, wer zum Beispiel aus dem gefragten Dax-Index fällt, muss in der Regel erst einmal Kursverluste hinnehmen. „Allerdings sollten langfristig denkende Anleger die Indexzugehörigkeit auch nicht überbewerten“, rät Vermögensverwalter Markus Benndorf aus Haltern am See vom Vermögensverwalter FINUM.Private Finance AG, „denn Indexzusammensetzungen erfolgen in der Regel automatisiert, etwa aufgrund des Börsenwerts oder der Handelsumsätze.“

Die tatsächliche Qualität eines Unternehmens, die Fähigkeit Krisen zu meistern oder die Zukunftschancen des Geschäftsmodells würden hierbei nicht berücksichtigt. Natürlich ist es in der Regel für Privatanleger besonders günstig, über Indexfonds (ETFs) nicht nur auf Einzelaktien sondern gleich auf die vielen Werte eines Börsenbarometers wie den TecDax zu setzen. „Allerdings sollte man sich dann bewusst sein, dass in so einem Aktienkorb gute und schlechte Unternehmen bunt gemischt sind“, warnt der FINUM-Anlagefachmann.

Statt blind einfach einen Index zu kaufen, sollte immer genau analysiert werden, was man sich da im Einzelnen tatsächlich ins Portfolio holt. Die neuen Regeln der Dax-Familie können ein guter Anlass sein, bestehende Positionen nochmal genau zu überprüfen.

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