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Geldanlagen

Bis weit in die 70er Jahre hinein, war die Rollenverteilung in der Gesellschaft klar vorgegeben. Der Ehemann war der Hauptverdiener. Die Ehefrau hatte sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Bis 1962 durften Frauen nicht mal ein eigenes Bankkonto eröffnen. Es sollte damit verhindert werden, dass die Hausfrau sich etwas vom Haushaltsgeld zur Seite legen konnte.

Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Frauen und Männer haben die gleichen Möglichkeiten, ihre private Vorsorge und ihren Vermögensaufbau selbstständig zu gestalten. Die Realität sieht jedoch immer noch anders aus. Laut der neuesten Studie des Familienministeriums haben nur zehn Prozent aller 30- bis 50-jährigen Frauen netto mehr als 2.000 Euro monatlich zur Verfügung, bei den Männern hingegen sind es 42 Prozent.

Frauen fangen später mit der Altersvorsorge an

Zudem fangen Frauen statistisch gesehen zehn Jahre später als Männer damit an, sich ein eigenes Vermögen aufzubauen. Im Durchschnitt sind sie Ende 20, während Männer bereits mit Anfang 20 fürs Alter vorsorgen. Das sind wertvolle Jahre, die für den privaten Vermögensaufbau fehlen. Im Rentenalter haben Frauen dadurch im Schnitt 50 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als Männer.

Die Ehe ist für viele Frauen ein großes Armutsrisiko. Das gilt insbesondere dann, wenn die Partnerschaft nicht ein Leben lang hält. Nach Scheidungen haben Frauen rund 40 Prozent weniger Geld zur Verfügung, während Männer mit nur sieben Prozent weniger auskommen müssen. Frauen sind nach Trennungen deshalb oft finanziell doppelt benachteiligt. Mit ihrem Partner verlieren sie häufig nicht nur einen Großteil ihrer eigenen Alterssicherung, sondern es fehlt oft auch die finanzielle Möglichkeit, sich eine eigene Rente aufzubauen.

Selbst ist die Frau

Alle, auch glücklich verheiratete Ehefrauen, sollten daher im Hinterkopf behalten: Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge. Selbst ist die Frau.

Dennoch machen sich laut einer Studie der Vermögensverwaltung Amundi 44 Prozent der weiblichen Befragten zwischen 35 und 55 Jahren keine Gedanken über Altersvorsorge. Dabei hat das vermeintlich schwache Geschlecht gerade bei der Aktienanlage alle Trümpfe in der Hand. Studien belegen, dass Frauen die besseren und erfolgreicheren Anleger sind. Sie sind wesentlich geduldiger als ihre männlichen Kollegen und meiden unkalkulierbare Risiken. Eigenschaften wie Beharrlichkeit und Nervenstärke sind in der Finanzwelt eher bei Frauen zu finden.

Frauen erziehlen eine höhere Kapitalrendite

Fast alle Forschungen zu diesem Thema zeigen, dass Frauen Risiken umsichtig verwalten, langfristig denken, relativ unvoreingenommene Entscheidungen treffen und letztendlich häufig eine höhere Kapitalrendite erzielen. Eine Untersuchung der USFondsgesellschaft Fidelity kam 2017 zu dem Ergebnis: Weibliche Kunden erwirtschaften im Schnitt 40 Basispunkte mehr als Männer. Trotzdem haben einer Studie der USBank JP Morgan Chase aus dem Jahr 2017 zufolge zwar 55 Prozent der Frauen in Deutschland Geld auf dem Sparbuch, aber nur 13 Prozent in Aktien investiert. Bei Männern steht die Quote bei 50 zu 23. Ein breites Aktien- und Wertpapierportfolio ist gerade für Frauen als private Absicherung interessant, weil das Geld dann arbeitet, egal ob die Anlegerin gerade Kinder großzieht oder im Büro ist.

Um einen Überblick über die finanzielle Situation zu erhalten, empfiehlt sich ein ausführlicher und vollständiger Finanzplan. Gerade für Ehepaare bildet er eine sinnvolle Entscheidungsgrundlage. Denn damit lässt sich einfach und anschaulich darstellen, wie „Frau“ finanziell ohne „Mann“ aufgestellt ist. Mitunter müssen nur Kleinigkeiten umgestellt werden, damit auch in der Vermögensbilanz wirklich Gleichberechtigung herrscht.

Autor: Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.