Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Ein Arzt oder eine Ärztin sind mit  ihrer Praxis immer auch Unternehmer. Schaffen Sie sich eine neue Medizintechnik an, dann unter anderem auch deshalb, um mit der neuen Behandlungstechnik zusätzliche Privatleistungen abrechnen zu können. Sie streben dadurch eine Umsatzsteigerung an und wollen die Praxisrendite, den Gewinn erhöhen. Das Geld dafür besorgen sie sich in der Regel bei einer Bank, das Geld „arbeitet“.

Nicht groß anders als bei dem Bankkredit funktionieren die Kapitalmärkte. Sie dienen dazu, Unternehmen und Staaten Kapital zur Verfügung zu stellen. Ein Unternehmen hat dabei zwei Möglichkeiten, sich Kapital am Markt – genauer: an Börsen – zu beschaffen. Zum einen über die Ausgabe von Aktien; Investoren sprechen hier vom Markt für Beteiligungskapital. Zum zweiten über die Vergabe von festverzinslichen Anleihen. Bei diesen Wertpapieren handelt es sich letztlich um Darlehen.

Rendite entsteht durch Arbeit, nicht durch Papiere

Mit diesem Finanzkapital und anderen Ressourcen produziert ein Unternehmen Waren und Dienstleistungen, die mit Gewinn verkauft werden. Das Geld arbeitet. Aus dem Gewinn zahlt das Unternehmen die Zinsen für die Unternehmensanleihe oder die Dividende für die Aktionäre. Macht das Unternehmen anhaltend Gewinne und reinvestiert es diese Mittel, steigt der Unternehmenswert und damit auch der Wert der Aktien.

Diese einfache Darstellung ist für das Grundverständnis privater Kapitalanleger notwendig. Es wird klar, wo die Rendite von solchen Börsenpapieren entsteht. Nämlich in den Unternehmen durch die Arbeit von Angestellten und Arbeitern, sowie durch ein kluges Management. Und nicht, wie uns Banken immer wieder suggerieren, weil Aktien und Anleihen eben Wertpapiere sind oder weil deren Aktienfondsmanager und Anlageberater ihr Geschäft so gut verstehen. Ohne die Arbeit in den Unternehmen, finanziert durch Anleger, kann kein Aktienfonds der Welt Rendite machen. Und genau genommen brauchen Anleger die teuren Fondsmanager gar nicht: Eine deutliche Mehrheit von ihnen bleibt unter den Renditen der nicht gemanagten Fonds, die nur Märkte oder Branchen widerspiegeln: Die so genannten Exchange traded funds (ETF). Besonders wichtig ist die Dividendenrendite.

Was genau ist die Dividendenrendite?

Aus dem Verhältnis der Ausschüttungen zum aktuellen Aktienkurs wird die Dividendenrendite berechnet. Grundsätzlich gilt je höher, desto besser, aber sie darf nicht mit festen Zinsen verwechselt werden. Gerade bei Traumrenditen ist Skepsis angesagt, denn rechnerisch steigt sie automatisch, wenn der Kurs abstürzt und Ausschüttungsprognosen können schnell Makulatur sein.

Klassische Anlageklassen

Die beiden klassischen Anlageklassen – Aktien und Anleihen – stehen Anlegern weltweit in etwa 44 Ländern zur Verfügung. Der Aktienmarkt bietet dabei Anlegern weltweit Zugang zu etwa 12.000 öffentlich gehandelten Unternehmen. Aktien sind grundsätzlich risikoreicher als Anleihen. Gewinne können ausbleiben und damit auch die Dividenden oder der Unternehmenswert kann sinken, damit auch die Kurse. Zur Abfederung von Risiken können Anleger beispielsweise über ETFs das Risiko auf viele verschiedene Papiere, Branchen oder Länder verteilen, ihr Portfolio diversifizieren.

Langfristig orientierte Anleger werden an den Kapitalmärkten immer mit einer positiven Rendite belohnt. Investoren die von 1988 bis August 2016 in die 30 größten Unternehmen in Deutschland konstant investiert haben, freuen sich heute über eine durchschnittliche Rendite pro Jahr von 8,58 Prozent. Ihr Vermögen hat sich in dieser Zeit um das 10-Fache vermehrt. Allerdings verpassten diese Anleger die weltweiten Kapitalmarktrenditen. Denn in der gleichen Zeit erzielten Investoren mit den 500 größten Unternehmen Amerikas eine Rendite von 10,70 Prozent pro Jahr, was eine Steigerung um das 18-Fache des Vermögens bedeutet.

Spekulieren oder Investieren?

Ob Anleger diese Renditen realisieren können, hängt ab von der Balance zwischen Renditeerwartung und der Fähigkeit, als Anleger langzeitlich diszipliniert zu bleiben. Sie haben die Wahl zwischen zwei Ansätzen.

Der erste Ansatz beinhaltet den Versuch, die zukünftige Entwicklung des Aktienmarktes oder einzelner Aktien vorherzusagen und aktiv Wertpapiere auszuwählen, die sich zukünftig voraussichtlich positiv entwickeln werden, sowie Verlierer zu vermeiden. Im Klartext heißt das: Spekulieren. So gehen die Fondsmanager und Wertpapierberater der Banken vor. Innerhalb dieses Ansatzes betrachten sie Diversifikation als Hindernis für eine hohe Rendite – obwohl die breit diversifizierten Märkte meist eine bessere Performance abliefern als sie selbst. Und diese angebliche „Investmentexpertise“ müssen Anleger auch noch bezahlen.

Der zweite Ansatz basiert auf dem Grundsatz, dass Investitionen keine Vorhersagen über die Zukunft beinhalten. Anleger verbessern ihre Erfolgschancen dadurch, dass sie Marktpreise als fair akzeptieren. Bei diesem Ansatz werden spekulative Transaktionen durch Käufe und Verkäufe (weil es hohe Kosten verursacht und dadurch die Nettorendite beeinflusst) vermieden. Und Diversifikation wird als Möglichkeit angesehen, das Risiko eines Portfolios zu reduzieren. Anleger, die diesem Investmentansatz aus der Welt der ETFs folgen, bemühen sich, Kosten auf einem vernünftigen Niveau zu halten und die tatsächliche Marktrendite von Aktien- und Anleihenmärkten zu erzielen.

Den Privatanlegern ist zu empfehlen, sich zu einem Investor zu entwickeln und nicht zu spekulieren. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse belegen, dass ein Verhalten als wahrer Investor die besten Chancen auf eine erfolgreiche Investmenterfahrung gibt. Man möge mit Spekulieren zwar mal großen Erfolg haben, aber die Wahrscheinlichkeit, ein Desaster zu erleben, ist genauso hoch.

 Renditeerwartung als Abbild des eigenen Menschenbildes

Der Erfolg eines Investments hängt maßgeblich von der Disziplin des Anlegers ab. Wer sich durch kurzfristigen Lärm der Presse, Medien und Nachrichten in den Finanzmärkten beunruhigen lässt oder das Gefühl hat, durch eine Neupositionierung des Portfolios aufgrund von „aktuellen Ereignissen“ die Rendite erhöhen zu können, handelt als Spekulant und nicht als Investor. Rendite entsteht durch die Schaffung von Mehrwerten in den Unternehmen. Solange Menschen überall auf der Welt durch ihrer Hände Arbeit Mehrwerte schaffen, wächst die Wirtschaft. Volkswirtschaften oder einzelne Branchen mögen zeitweise schrumpfen. Dass aber die Weltwirtschaft langfristig schrumpft, glauben bestenfalls Verschwörungstheoretiker. Wer Rendite erwartet, glaubt an die Schaffenskraft des Menschen. Und wer könnte ein positiveres Menschenbild haben als ein Arzt oder eine Ärztin.

*Der Autor: Davor Horvat ist Vorstand der Honorarfinanz AG, Karlsruhe. Die Honorarfinanz AG ist eines der wenigen Honoraranlageberatungsinstitute in Deutschland, für die es eine spezielle Zulassung nach Kreditwesengesetz braucht.