Kaum Gewinnplus für Praxisinhaber durch angestellte Ärzte
Marzena SickingPraxen mit angestellten Ärzten erwirtschaften deutlich höhere Jahresüberschüsse als Praxen ohne angestellte Ärzte. Das zeigt eine aktuelle Zi-Umfrage und erklärt auch die Hintergründe dieser Entwicklung.
Arztpraxen mit angestellten Ärzten stehen wirtschaftlich deutlich besser dar, als Praxen ohne angestellte Mediziner. Das Gewinnplus geht allerdings weniger auf die Angestellten, als vielmehr auf die Inhaber selbst zurück: In der Regel stellen nämlich nur diejenigen Praxisinhaber Kollegen ein, die ohnehin gut verdienen. „Meist handelt es sich dabei um große Praxen mit einem breiten Leistungsspektrum und mit besonderen vertraglichen Vereinbarungen“, erklärt der Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried. „Ärzte stellen also Mitarbeiter ein, wenn dies die besondere Spezialisierung in der Praxis erfordert. Angestellte Ärzte erwirtschaften dabei nicht mehr, als sie an Kosten verursachen. Die Inhaber in solchen Praxen arbeiten vielfach mehr und länger.“
Die Untersuchung bildet den Kern des jährlichen Zi-Praxis-Panels (ZiPP). Für den Bericht 2014 hat das Zi Daten der Jahre 2010 bis 2013 ausgewertet. Die Zahlen korrespondieren mit Erhebungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Bundesarztregisters, nach denen die Zahl angestellter und in Teilzeit arbeitender Ärzte stetig zunimmt. Im ZiPP stieg die Zahl der angestellten Ärzte von 2011 bis 2013 um 30,1 Prozent auf 558 – in insgesamt 4.864 befragten Praxen. Besonders häufig wählen Hausärzte (10,6 Prozent) dieses Arbeitsverhältnis. Fachübergreifend arbeiten 9 Prozent der befragten Ärzte als Angestellte. Ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit liegt bei 23 Stunden; überhaupt arbeitet die Mehrheit in Teilzeit (76,6 %).
Höhere Überschüsse dank engagierten Inhabern
Praxen mit angestellten Ärzten erwirtschaften im Durchschnitt 209.900 Euro und damit erheblich mehr als rein inhabergeführte Praxen (135.600 Euro). Dies geht allerdings nur zu einem minimalen Prozentsatz auf die angestellten Ärzte selbst zurück, wie entsprechende Regressionsanalysen zeigen. Auch wenn angestellte Ärzte ihre Arbeitszeit erhöhen, wirkt sich das nur bedingt positiv auf die wirtschaftliche Situation einer Praxis aus – denn dann steigen etwa auch die Kosten für Räumlichkeiten und es muss weiteres medizinisches Fachpersonal eingestellt werden.
Motive für die Anstellung sind eher nicht finanzieller Natur
Für den angestellten Arzt bestehen die Vorzüge eines regelmäßigen Gehaltes sowie die allgemeinen gesetzlichen Regelungen zu Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld. Zudem kann so im ambulanten Bereich der Beruf ohne finanzielles Risiko ausgeübt und damit die Niederlassung „getestet“ werden. Der Praxisinhaber kann zeitweise oder auch dauerhaft seine Tätigkeit aufgrund seiner familiären Verpflichtungen in der Praxis reduzieren oder sein Praxisspektrum erweitern.
Zum Zi Praxis-Panel
Das Zi hat für die Auswertung Ärzte und Psychotherapeuten aus etwa 5.500 Praxen zu ihrer wirtschaftlichen Situation in den Jahren 2010 bis 2013 befragt; auch Steuerberater gaben Auskunft. Das Praxis-Panel liefert mit dem insgesamt fünften Jahresbericht auf Basis steuerlicher Überschussrechnungen eine einzigartige Auswertung von Praxisdaten; sie fließen in die jährlichen Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen ein. Auftraggeber sind die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Den vollständigen Bericht finden Sie hier.