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Finanzen

In diesem Jahr werden die 1.200 größten Unternehmen der Welt laut Janus Henderson Investors die Rekorddividende von 1,25 Billionen Dollar an ihre Aktionäre auszahlen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 7,3 Prozent. Noch etwas höher fällt der Zuwachs laut der DZ Bank gar bei den deutschen Firmen aus. Sie dürften ihre Ausschüttungen in diesem Jahr um acht Prozent auf knapp 46 Milliarden Euro steigern.

Aber auch die aktuellen Dividendenrenditen, also die Ausschüttungen in Relation zum aktuellen Aktienkurs, können sich sehen lassen (siehe Infografik). Von all dem können Zinsanleger nur träumen. Zehnjährige Bundesanleihen bringen Mitte Januar gerade Mal rund 0,5 Prozent. Und mit Tages- oder Festgeld lässt sich kaum mehr als ein Prozent verdienen. „Eine Dividendenstrategie sollte allein deshalb auf jeden Fall Teil eines jeden Aktienportfolios sein“, sagt Gerhard Selig von der Gerhard Selig Vermögensstrategien GmbH in Konstanz.

Dividenden sind oft wichtiger als der Kurs

Das gilt umso mehr, da Dividenden für den langfristigen Erfolg einer Aktienanlage viel wichtiger sind, als viele glauben. Das beweist ein Blick auf den Kursindex des Dax, bei dem die Zahlungen an die Aktionäre herausgerechnet sind und der Mitte Januar bei rund 6.300 Punkten notiert, während der Performanceindex, der die Ausschüttungen beinhaltet, bei über 13.100 Punkten steht. „Das heißt, die Ausschüttungen machen fast 50 Prozent des Anlageerfolgs der deutschen Dax-Konzerne aus“, folgert Selig.

Dividendenentwicklung 2018Gut laufende Konjunktur

Dass Unternehmen die Zahlungen an ihre Aktionäre derzeit immer weiter steigern, liegt dabei auch am wirtschaftlichen Umfeld. Im vergangenen Jahr hat die gut laufende Konjunktur allein die Unternehmensgewinne der Dax-Firmen laut der DZ Bank um über zwölf Prozent steigen lassen.
„Der Gesamtgewinn erreichte so 92 Milliarden Euro, womit die Ausschüttung in Höhe von etwa 35 Milliarden Euro rund 40 Prozent davon beträgt“, rechnet Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG mit Niederlassung in Schramberg vor. Eine seiner Ansicht nach vernünftige Relation. Schließlich bleibt damit noch genug Geld in der Kasse der Konzerne, um in künftiges Wachstum zu investieren.

Auf Nachhaltigkeit der Ausschüttung achten

Tatsächlich ist es bei einer Dividendenstrategie entscheidend, auf die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen zu achten. Denn ein Unternehmen, das mehr ausschüttet als es einnimmt, greift seine Substanz an. Anleger sollten deshalb nicht allein auf die höchste Dividendenrendite schielen.
Damit landen Anleger schnell bei den so genannten Dividendenaristokraten. Das sind Unternehmen, die über lange Zeiträume ihre Ausschüttung stets erhöht oder zumindest gleich gehalten haben. Sich auf solche Titel zu konzentrieren, kann gerade im aktuellen Umfeld, in dem die Bewertungen am Aktienmarkt hoch sind und es zu heftigen Kurskorrekturen kommen kann, besonders interessant sein.

„Schließlich ist es empirisch erwiesen, dass über lange Zeit gleich bleibende oder steigende Ausschüttungen ein Zeichen dafür sind, dass eine Firma sehr sorgfältig mit ihrer Unternehmenskultur umgeht, konservativ und exzellent geführt ist und in der Folge weniger starke Kursschwankungen aufweist“, erklärt Anlageprofi Selig.

Das beurteilt Experte Urban ähnlich. „Zwar kann auch die nachhaltigste Dividendenstrategie nicht vor Kursverlusten schützen, aber zumindest werden Anleger damit entschädigt und holen die Verluste über die Ausschüttung im Schnitt schneller wieder auf“, macht er klar.

Auf Einzeltitel zu setzen, davon rät Gerhard Selig allerdings ab. „Ein Anleger braucht schon eine breite Streuung, da Dividenden gewinnabhängig sind und auch reduziert werden oder ausfallen können“, sagt der Anlageprofi. Privatanleger sollten deshalb besser zu Exchange Traded Funds oder aktiv gemanagten Fonds greifen (Vgl. Tabelle).

Dividendenfonds und -ETFs ISIN Wertentwicklung
1 Jahr in % p.a.
Wertentwicklung
5 Jahre in % p.a.
KBC High Dividend Classic BE0940704951 7,64 12,73
JP Morgan Global Dividend Fund LU0329203144 9,73 12,39
Fidelity Global Dividend Fund LU0731782404 1,72 11,13
SPDR S&P Euro Div. Aristocrats ETF IE00B5M1WJ87 12,44 10,71
M&G Global Dividend GB00B39R2S49 7,61 10,39
iShares STOXX Glb. Select Dividend 100 ETF DE000A0F5UH1 1,21 9,94

Quelle: Morningstar; Daten vom 16.01.18; sortiert nach 5-Jahres-Performance

 

Wer dies berücksichtigt, kann langfristig viel Freude an einer Dividendenstrategie haben. „Schließlich zählt diese zu jenen Strategien, die den Index mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent schlagen“, so Urbans Fazit.

Wichtige Informationen zur Besteuerung: Aufgepasst bei ausländischen Dividenden

Um ein Dividendenportfolio breit zu streuen, sollten Anleger international streuen. Wer allerdings in französische, amerikanische oder asiatische Einzelwerte investiert, muss die im Ausland anfallende Quellensteuer auf Dividenden berücksichtigen. Diese liegt zum Beispiel in den USA bei 30 Prozent, die die zuständige Behörde einbehält. 15 Prozent davon können sich Anleger auf die hiesige Kapitalertragssteuer in Höhe von 25 Prozent anrechnen lassen, den Rest aber zahlen sie quasi doppelt.

Diesen Betrag erhalten Anleger zwar automatisch zurück, wenn zwischen dem jeweiligen Land und Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht. Ist dies aber nicht der Fall, dann muss sich der Anleger sein Geld selbst zurückholen. Er muss dann bei der Steuerbehörde des jeweiligen Landes einen Antrag auf Erstattung stellen. Das kostet Zeit und ist mit Aufwand verbunden.

Alternativ können sich Anleger zwar bei ihrer Bank Hilfe holen. Dann fallen unter Umständen jedoch hohe Kosten an, weshalb sich das nur bei größeren Investitionssummen lohnt. Einfacher ist deshalb ein Investment in entsprechende Fonds oder ETFs. Das gilt auch unter dem seit 1. Januar 2018 geltenden Investmentsteuergesetz, gemäß dem die Besteuerung nicht mehr wie bisher beim Anleger, sondern auf Fondsebene stattfindet.

 

Auf der folgenden Seite erklärt Gottfried Urban, worauf Sie bei entsprechenden Investitionen im Ausland achten sollten.

Interview:  Über den Tellerrand schauen

Die Ausschüttungen deutscher Firmen sind hoch attraktiv. Dennoch sollten Anleger sich auch im Ausland umsehen, meint Gottfried Urban, Bayerische Vermögen AG.

Gottfried Urban, Bayerische Vermögen AG

Gottfried Urban, Bayerische Vermögen AG

Herr Urban, 2018 werden deutsche Firmen insgesamt rund 46 Milliarden Euro ausschütten. Warum trotzdem in die Ferne schweifen?
Gottfried Urban: Anleger sollten sich nicht zu stark von einem Markt oder einer Branche abhängig machen. Um Risiken im Gesamtportfolio zu reduzieren, kann eine breite Diversifikation helfen.

Welche Regionen sind besonders attraktiv?
Urban: Die attraktivste Ausschüttungsregion ist Europa. Dazu würde ich die USA berücksichtigen, wo Anleger viele Dividendenaristokraten finden. Und schließlich sollten die Schwellenländer nicht vernachlässigt werden. Auch dort gibt es immer mehr interessante Dividendenzahler.

Worauf gilt es bei der Umsetzung zu achten?
Urban: Die Besteuerung von ausländischen Dividenden bei Einzelinvestments kann kompliziert und kostenaufwändig sein. Anleger sollten deshalb breit aufgestellte Investmentfonds oder ETFs bevorzugen.

Was ist mit dem Währungsrisiko?
Urban: Grundsätzlich muss das jeder selbst entscheiden. Ich empfehle aber Wechselkursrisiken nur abzusichern, wenn eine Währung zu dominant wird. Machen zum Beispiel US-Titel über 50 Prozent an einem Index oder einem Fonds aus, dann kann die währungsgesicherte Variante des Produkts mehr Sinn machen.