Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Wer schon einmal geflogen ist, kennt das. Mitten im Flug gehen die Anschnallzeichen an und der Flug wird unruhig. Der Pilot meldet sich zu Wort und weist darauf hin, dass es höchstwahrscheinlich zu Turbulenzen kommen wird. Für Vielflieger und Bordpersonal kein Problem, denn das passiert fast bei jedem Flug. Ungeübte Flieger und Menschen mit Flugangst bekommen jetzt feuchte Hände und Schnappatmung. Worin liegt die unterschiedliche Wahrnehmung der gleichen Situation?

Die größten Unterschiede liegen vor allem in der Erfahrung und dem Vertrauen in das System. Der erfahrene Fluggast kann jedes Knacken und Knirschen zuordnen und kennt das auf und ab in einem Flugzeug. Weil er es mehrmals schon erlebt hat, kann er das Risiko einschätzen. Der Unerfahrene erlebt die Situation vielleicht zum ersten Mal und sehnt sich bei jedem Geräusch und jedem Wackler den rettenden Fallschirm herbei.

Dann gibt es noch den Piloten. Wenn man einen Piloten darauf anspricht, welcher Flug ihm mehr Spaß macht, ein Schönwetterflug oder ein Flug mit Turbulenzen, dann wird er sich tendenziell für den Flug mehr begeistern, bei dem er sein fliegerisches Talent einsetzen kann.

Unterschiedliche Wahrnehmungen einer Situation führen also zu unterschiedlichen Reaktionen

Übertragen wir dieses Bild auf den aktuellen Aktienmarkt, finden wir eine Menge Parallelen. Wir sitzen in einem Langstreckenflug zu unserem persönlichen finanziellen Ziel, sind schon einige Zeit unterwegs und es zeichnen sich Turbulenzen ab.

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, die massive Geldproduktion in den Ländern und die Staatsverschuldungen weisen auf schlechtes Wetter hin. Die Bodenstation meldet Turbulenzen voraus. Wir sind aber nicht bei einer normalen Bodenstation, sondern unsere besteht aus sogenannten Finanzexperten. Dort werden keine konkreten Turbulenzen gemeldet, sondern es wird darauf hingewiesen, dass jederzeit mit Turbulenzen zu rechnen ist. Clever, oder? Kommen keine, waren die Experten vorsichtig. Treten die Turbulenzen irgendwann tatsächlich ein, haben Sie es ja gleich gesagt.

Schlechtes Wetter voraus…

Und so sagen die Finanzexperten seit mehreren Jahren das Wetter falsch voraus. Das stört augenscheinlich niemanden, weil es jederzeit losgehen könnte und man will ja schließlich vorbereitet sein. Aktuell wird der Crash für das Jahr 2020 vorausgesagt. Warum 2020? Ganz einfach. 2019 ist der Crash bisher nicht eingetreten. Übrigens auch nicht 2018 und 2017, usw. Die Aussagen reichen von „es wird nicht so schlimm werden“ bis hin zu Weltuntergangsstimmung.

Wie soll man sich in dieser Situation als Passagier, bzw Anleger verhalten? Fallschirm nehmen und rausspringen? Gar nicht erst einsteigen? Oder doch eine Beruhigungstablette einwerfen und weiterfliegen?

Die richtige Antwort für Sie als Anleger ist höchst individuell und hängt ganz klar von Ihrem finanziellen Reiseziel, ihrem Anlagehorizont ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass in naher Zukunft die Turbulenzen an den Märkten heftiger werden ist statistisch deutlich größer, als dass es auf lange Sicht so weitergeht wie bisher. Der Flug wird also wackeliger. Das muss man aushalten können, wir sprechen hier von Verlust- oder Risikotoleranz.

Um erfolgreich durch diese Turbulenzen zu kommen, müssen Sie als Anleger über Erfahrung und ausreichend Kenntnisse verfügen und Sie brauchen einen erfahrenen Piloten.

Anleger, die langfristig an den Aktienmärkten unterwegs sind und eine ausreichend hohe Verlusttoleranz haben, wird auch ein heftiger Rutsch an der Börse relativ entspannt lassen. Je länger der Anlagehorizont ist, desto entspannter können Sie bleiben. Denn wenn dieser ausreichend lang gewählt ist, sitzt man Turbulenzen einfach aus und wartet auf Erholung der Märkte. Erfolgreiche Investoren nutzen solche Phasen, um zu investieren.

Wann wird es kritisch?

Kritisch wird es dann, wenn ein zu kurzer Anlagehorizont auf eine falsche Risikotoleranz trifft. Das führt zu unüberlegten Handlungen am Aktienmarkt und letztendlich dazu, dass man Geld verliert. Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt zu überlegen: Wie lange kann ich mein Geld investiert lassen? Passt das gewählte Risiko meines Portfolios tatsächlich zu mir?

2008 rutschte der MSCI World um fast 40% nach unten. Es wurden aus 100.000 € innerhalb eines Jahres knapp 60.000 €. Unerfahrene Anleger und Anleger ohne einen erfahrenen Coach konnten hier schnell eine Menge Geld verlieren. 2009 ging es allerdings wieder um fast 27% nach oben, 2010 um knapp 20% und Anleger, die einfach investiert geblieben sind, haben seit 2008 eine Rendite von 6,7% pro Jahr erwirtschaftet. Man verliert an den Märkten folglich nur dann Geld, wenn man zur falschen Zeit an sein Geld heran möchte. In der Geldanlage muss man es machen, wie es Kohl und Merkel vorgemacht haben und immer noch vormachen. Man muss Krisen einfach aussitzen.

Wer sitzt im Cockpit?

Lassen Sie uns noch einmal ins Cockpit schauen. Wir sind mitten in den Turbulenzen, die Tür zum Cockpit öffnet sich und niemand fliegt den Flieger. Das wird sicherlich kein gutes Ende nehmen, oder? Tatsache ist allerdings, dass in Deutschland die meisten Menschen finanziell genau das tun. Wir vertrauen darauf, dass wir alleine sämtliche finanziellen Herausforderungen meistern. Dabei zerstören wir die Renditen unserer Portfolien massiv. Studien beziffern den Verlust pro Jahr auf 3%-5% Die Gründe hierfür sind vielfältig und liegen in der menschlichen Natur. Wir hören tendenziell mehr auf negative, als auf positive Nachrichten. Uns fehlt die Erfahrung, die Informationen in einen vernünftigen Rahmen zu setzen. Wir neigen zu übereilten Handlungen oder wir handeln nicht, wenn es dringend nötig wäre.

Auf den Piloten kommt es an

Erfahrene Finanzcoaches gibt es ausreichend. Wenn man einen guten will, muss man bereit sein, diesen auch entsprechend zu bezahlen. Denn kein Pilot fliegt seine Passagiere kostenlos. Am Ende ist auch der Preis der Reise mitentscheidend, ob das finanzielle Ziel überhaupt erreicht werden kann. Daher nehmen Sie sich einen Coach, der offen kommuniziert, wie sein Preis ist. Dann kommt die böse Überraschung nicht am Ende.

Fazit: Der Crash wird also kommen oder auch nicht. Das schlimmste was man tun kann, ist nichts zu tun. Passt Ihre Risikotoleranz und Ihr Anlagehorizont und haben Sie einen Coach, der sie begleitet, können Sie auch in einer Krise gelassen reagieren. Sind Sie sich nicht sicher, ob alles passt ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich darum zu kümmern. Bleiben Sie investiert!

Karsten Matt

HonorarberaterBürogemeinschaft Sincereo Investments

matt@sincereo.de

Bürogemeinschaft Sincereo Investments