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Medizin

Folsäure, auch bekannt als Vitamin B9, ist die synthetische Form des essenziellen Vitamins Folat. Eine ausreichende Versorgung mit Folat ist unter anderem für Zellteilungs- und Wachstumsprozesse wichtig. Nehmen Schwangere zu wenig von dem Vitamin zu sich, steigt das Risiko, dass ihr Kind mit angeborenen Fehlbildungen wie einem Neuralrohrdefekt auf die Welt kommt.

Lebensmittel wie Spinat, Salat, Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Sprossen, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Leber und Eier enthalten viel Folat. Doch trotz einer ausgewogenen Ernährung kann die Versorgung mit dem Vitamin bei Frauen im gebärfähigen Alter hierzulande kritisch sein. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), dass Schwangere im ersten Trimester und Frauen mit Kinderwunsch zusätzlich 400 µg Folsäure pro Tag in Form eines Präparates einnehmen sollen. Anfangen sollten sie damit optimalerweise bereits vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft.

Nur acht Folsäure-Präparate sind empfehlenswert

Doch welche Präparate eignen sich hierfür am besten? Dieser Frage ist der Verlag Öko-Test jetzt nachgegangen. Getestet haben die Experten insgesamt 22 Nahrungsergänzungsmittel, die Folsäure enthalten. Nur acht davon haben die Note „gut“ erhalten, zwölf fielen mit „ungenügend“ durch. Ein Kritikpunkt war dabei unter anderem der Zusatz von weiteren Nährstoffen, die aus Sicht der Experten nicht nur unnötig sind, sondern teilweise auch schädlich sein können.

So enthielten zwölf der getesteten Folsäure-Tabletten und -Kapseln Nährstoffe oberhalb der vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Höchstmenge. Als riskant gilt beispielsweise eine Überversorgung mit Vitamin A, die auf Dauer eine Verringerung der Knochendichte nach sich ziehen kann. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass eine zusätzliche Eisenaufnahme bei Schwangeren ohne nachgewiesenen Mangel das Risiko für Früh- und Mangelgeburten erhöhen kann.

Einige Zusatzstoffe in Folsäure-Produkten sind bedenklich

Zwei der getesteten Produkte enthielten den Zusatzstoff Titandioxid. Dieser verbirgt sich beispielsweise hinter der Bezeichnung „Lebensmittelzusatzstoff E 171“ in Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Weil er möglicherweise erbgutschädigend wirkt, ist er seit August 2022 verboten. Formal dürfen Produkte mit Titandioxid weiterhin verkauft werden, wenn sie vor diesem Zeitpunkt ausgeliefert wurden. Die Hersteller der beiden betroffenen Präparate haben den Testern gegenüber versichert, den Zusatzstoff aus ihren Rezepturen zu entfernen. Aus Sicht von Öko-Test ist dieser Schritt bereits überfällig: „Sie [die Hersteller] hätten längst dafür sorgen sollen, dass diese Produkte nicht mehr an Schwangere geraten.“