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Medizin

Bei bestimmten Formen von Leukämie und bei aggressiven Lymphomen ist die CAR-T-Zelltherapie besonders wirksam. Die CAR-T-Zelltherapie ist eine innovative Immuntherapie. Die Abkürzung „CAR“ steht dabei für chimärer Antigenrezeptor. Dieser chimäre Antigenrezeptor wird im Labor in die T-Zellen der Patienten eingeschleust. Durch die genetische Veränderung können die T-Zellen ein bestimmtes Molekül, bisher war es CD19, auf den Krebszellen als gefährlich erkennen und gezielt bekämpfen.

50 % der Krebspatienten erlitten einen Rückfall

Die CD-19-gerichtete CAR-T-Zell-Therapie erwies sich bei mehreren refraktären B-Zell-Tumoren als klinisch wirksam. Dennoch erlitten über die Hälfte der behandelten Patienten einen Rückfall. Ein Forscherteam des Universitätsklinikums LMU München um Prof. Dr. Marion Subklewe und Prof. Dr. Sebastian Theurich haben nun in einer retrospektiven Studie untersucht, inwieweit die Statur der Patienten, ihre Fett- und Muskelmasse den Erfolg der CAR-T-Zell-Therapie beeinflusst.

Dazu werteten die Forscher die Daten von 106 Patienten mit rezidiviertem/refraktärem großzelligen B-Zell-Lymphom aus, die am LMU Klinikum München und am Moffitt Cancer Center in Tampa (Florida) mit einer standardmäßigen CD19-CAR-T-Zell-Therapie behandelt wurden.

Da alle Patienten vor Therapiebeginn routinemäßig mit einem (PET-) CT durchleuchtet wurden, konnten die Forscher anhand der CT-Bilder die Fettverteilung im Körper und die Muskelmasse exakt bestimmen. Daneben berücksichtigten sie auch Gewicht, Größe, BMI und Taillenumfang. Außerdem bestimmten sie verschiedene Laborparameter, um Immuno-Ernährungs-Werte zu errechnen, zum Beispiel eine Kombination aus CRP und Albuminen.

Bessere Chancen für fettleibige, muskulöse Patienten

Patienten, die frühzeitig auf die Therapie ansprachen, wiesen eine kompakt-robuste Körperstatur auf: mehr Fettgewebe im Bauchraum, nicht zu wenig Muskeln, einen guten Ernährungszustand und ein niedriges CRP. „Die rustikale Patient:in, die täglich ihre drei Kilometer geht oder im Garten arbeitet, die trotzdem gut isst und einige körperliche Reserven hat“, beschreibt sie Kai Rejeski, Erstautor der Studie.

Bei Patienten vom Typ Marathonläufer mit viel Muskeln, aber wenig viszeralem Fett sprach die Behandlung mittelmäßig an. Am schlechtesten wirkte die Behandlung bei sehr schlanken Patienten mit Muskelschwund.

Eine mögliche Erklärung für das bessere Überleben der übergewichtigen Patienten bei einer CAR-T-Zell-Therapie könnte die Metaflammation, eine unterschwellige, leichte Entzündung des Fettgewebes sein. Dabei sondert das viszerale Fettgewebe entzündungsfördernde Zytokine ab. Die Skelettmuskulatur hat ebenfalls eine immunmodulatorische Wirkung. Außerdem überstehen Patienten mit mehr Muskelmasse möglicherweise die krebsbedingte Kachexie und Sarkopenie besser.

Die Forscher weisen explizit daraufhin, dass für Patienten, die eine CAR-T-Zell-Therapie erhalten, Bewegung und gute Ernährung wichtig sind. Auch in Bezug auf ein gesundes Darmmikrobiom. Das beeinflusst ebenfalls das Überleben bei der Therapie, gemäß einer weiteren Studie, an der auch Prof. Dr. Marion Subklewe beteiligt war.

Fazit dieser Studie

Übergewicht ist ein Risikofaktor sowohl für die Entstehung von Krebs als auch für dessen Behandlung mit Chemotherapie, Strahlentherapie und operativer Resektion. Dennoch scheint für die Behandlung mit Immuntherapien, wie der CAR-T-Zell-Therapie das Adipositas-Paradoxon zu gelten. „Die CAR-T-Zelltherapie erfordert deshalb ein ganzheitliches Programm für die Patient:innen“, sagt Prof. Dr. Marion Subklewe.