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Pädiatrie

In der umfangreichen Meta-Analyse wurden die Daten von insgesamt knapp 50.000 Personen aus 17 Ländern berücksichtigt, die eine BCG-Impfung bei der Geburt erhalten hatten. Diese wurden mit den Daten von 18.866 ungeimpften Personen verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass die Wirksamkeit der BCG-Impfung insgesamt bei 18 Prozent lag. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass mit 2,6 Prozent gegenüber 2,5 Prozent ein vergleichbarer Anteil der geimpften und der ungeimpften Personen an Tuberkulose erkrankt waren.

Eine Erklärung für die ähnlich hohen Raten an Tuberkulosefällen in den Kohorten mit bzw. ohne Impfung liefern eingehendere Untersuchungen, in denen die Teilnehmer nach Alter aufgegliedert wurden. Die Auswertung der Daten deutete darauf hin, dass die BCG-Impfung Kinder unter drei Jahren gegen Lungen-Tuberkulose und Kinder unter fünf Jahren gegen alle Formen der Tuberkulose effektiv schützt. Bei Jugendlichen und Erwachsenen wurde dahingegen ein unzureichender Impfschutz festgestellt.

Vor allem Erwachsene betroffen

„Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass über 85 Prozent der Tuberkulose-Erkrankungen bei Erwachsenen auftreten,“ erklärt Prof. Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel, Leiter des Klinischen Tuberkulose-Zentrums am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und einer der Autoren der Studie. „Nur durch neue Impfstoffe, die auch Jugendliche und Erwachsene effektiv vor einer Tuberkulose schützen, kann die Prävention der Krankheit entscheidend verbessert werden.“

Weitere Ergebnisse der Studie liefern Hinweise darauf, dass eine BCG-Impfung Kinder unter 15 Jahren vor dem Tod durch Tuberkulose, aber auch durch andere Infektionskrankheiten schützen kann. Dies könnte auf die sogenannte “trainierte Immunität” zurückzuführen sein. Darunter versteht man eine unspezifische, funktionelle Umprogrammierung angeborener Immunzellen, beispielsweise aufgrund einer Impfung im Säuglingsalter mit einem Lebendimpfstoff, die zu einem unspezifischen Schutz gegenüber anderen Erregern führt.