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Medizin

Dieser Frage ist ein Forschungsteam um Dr. Piotr Jaholkowski von der Universität Oslo jetzt im Rahmen einer genetischen Assoziationsstudie nachgegangen. Darin analysierten die Forschenden die Daten von 56.725 schwangeren Frauen aus einer norwegischen Kohorte. Die Teilnehmerinnen wurden zwischen Juni 1999 und Dezember 2008 rekrutiert. In der 15. Schwangerschaftswoche füllten sie einen Fragebogen aus, in dem sie Angaben zu Depressionen und Reizbarkeit vor der Menstruation machten. Die Auswertung der Daten für die Assoziationsstudie erfolgte zwischen Juli und Oktober 2022.

Welche Rolle spielen die Gene?

Da prämenstruelle Störungen ebenso wie bestimmte psychiatrische Erkrankungen grundsätzlich vererbbar sind, suchten die Studienautorinnen und -autoren nach einer möglichen genetischen Verbindung. Als Basis hierfür dienten ihnen die Ergebnisse einer Genotypisierung sowie von genomweiten Assoziationsstudien.

Um die genetische Assoziation zwischen prämenstruellen Störungen und schweren psychiatrischen Erkrankungen zu quantifizieren, berechneten die Forschenden die polygenen Risiko-Scores (PRS) für schwere Depression, bipolare Störung, Schizophrenie, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und Autismus-Spektrum-Störung. Darüber hinaus erhoben sie den PRS für Körpergröße als somatischen Vergleichswert. Als Maß für die Effektgröße der Assoziation diente der Beta-Koeffizient (ß).

Mehr als jede fünfte Frau betroffen

Das mittlere Alter der Teilnehmerinnen betrug 29 Jahre. Unter Symptomen eines prämenstruellen Syndroms litten nach eigenen Angaben insgesamt 12.316 (21,7 %) der befragten Frauen. Die stärkste Assoziation mit prämenstruellen Störungen konnte für schwere Depressionen festgestellt werden (ß = 0,13), gefolgt von Schizophrenie (ß = 0,11), bipolarer Störung (ß = 0,07), Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ß = 0,07) und Störungen des Autismus-Spektrums (ß = 0,03). Im Gegensatz dazu bestand keine genetische Assoziation zwischen prämenstruellen Störungen und der Körpergröße (Kontrolle; ß = -0,01).

Zusammenfassend schließen die Studienautorinnen und -autoren aus ihren Ergebnissen, dass die genetische Veranlagung für prämenstruelle Störungen mit Störungen des affektiven Spektrums sowie schwerwiegenden psychiatrischen Störungen zusammenhängen könnte. So gesehen wäre es also durchaus möglich, dass prämenstruelle Symptome wie Reizbarkeit oder depressive Verstimmung schweren psychiatrischen Erkrankungen vorausgehen.