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Medizin

Rückenschmerzen sind in Deutschland weitverbreitet: 61,3 % der Befragten gaben in einer Studie des Robert Koch-Instituts von 2020 an, in den vergangenen 12 Monaten darunter gelitten zu haben, 15,5 % der Befragten sogar unter chronischen Rückenschmerzen. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind immens.

Das Forschungs- und Präventionszentrum FPZ in Köln hat sich im Rahmen einer Rückenstudie intensiv mit der Behandlung von Rückenschmerzen beschäftigt. Nach Angaben des FPZ handelt es sich um die weltweit größte Rückenstudie mit mehr als 100.000 Teilnehmern und Datensätzen aus insgesamt 30 Jahren Therapie.

Grundlegend für die Studie war laut Mitteilung des FPZ ein biopsychosozialer Ansatz: „Das bedeutet, dass wir die Ursachen von Rückenschmerzen als multimodal verstehen, als eine Kombination aus physikalischen, körperlichen Belastungen und psychosozialen Einflüssen“, erläutert Dr. Michael Hollmann, Studienleiter und wissenschaftlicher Leiter bei FPZ.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie haben jeweils 24 Trainingseinheiten der Rückentherapie absolviert. Als Auswertungsgrundlage dienten insbesondere die Eingangs- und Abschlussanalyse sowie eine vorab durchgeführte ärztliche Diagnostik. Insgesamt wurden die Datensätze von 101.144 Teilnehmenden zwischen 1992 und 2022 untersucht.

Die wichtigsten Erkenntnisse der weltweit größten Rückenstudie

  • Bei Beschwerden der Rumpfmuskulatur sind in allen Bewegungsrichtungen Steigerungen
    zwischen 43 und 67 % zu erkennen, bei Teilnehmenden mit Beschwerden an der
    Halswirbelsäule wurde ein Kraftzuwachs von 56 bis 77 % erreicht.
  • Um 2,18 Jahre durchschnittlich sank die Schmerzdauer bei Teilnehmenden mit Beschwerden
    an der Lendenwirbelsäule, bei Nackenschmerzpatientinnen und -patienten um 2,02 Jahre.
  • Die Schmerzregelmäßigkeit verbesserte sich um 54,64 %, die Schmerzintensität sank
    um 57,29 %.
  • Somit steigerten sich auch die allgemeine Leistungsfähigkeit und das persönliche
    Wohlbefinden um jeweils etwa 31 %.
  • Die Studie belegt auch Verbesserungen der ökonomischen Faktoren: die Anzahl an
    Arztbesuchen, an AU-Tagen, stationären Tagen und Medikamentendosen sank jeweils
    signifikant.

Mehr gesunde Lebensjahre

„Unsere Studie zeigt, dass Patientinnen und Patienten durch die Rückentherapie im Schnitt etwa 15 gesunde Lebensjahre dazugewinnen“, betont FPZ-Geschäftsführer Dr. Frank Schifferdecker-Hoch. Gesunde Lebensjahre, also all die Jahre, die eine Person in guter Gesundheit und frei von Schmerzen sowie Einschränkungen verbringt, werden anhand der Parameter Alter, Geschlecht, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden berechnet.

Die Studienergebnisse zeigen, dass eine medizinisch abgesicherte gerätegestützte Rückenschmerztherapie, die auf Krafttraining und individueller Betreuung basiert, tatsächlich einen medizinischen und ökonomischen Erfolg nach sich zieht. Neben der aktiven Bewegung wurde auch die Bedeutung von Edukationsmaßnahmen, Entspannungstechniken, digitalen Bestandteilen wie Online-Therapieangebote und psychologischer Unterstützung sichtbar.

Weitere Ergebnisse und die vollständige Studie können Interessenten – nach Angabe von Namen, E-Mail-Adresse und Telefonnummer – hier kostenlos herunterladen.