Teambuilding-Maßnahmen, die verbinden
Deborah WeinbuchAußergewöhnliche Events wie der Besuch im Kletterpark werden nicht selten als Zumutung empfunden. Niedrigschwelligere und wiederkehrende Formate schaffen oft einen stärkeren Zusammenhalt.
Zittern im Kletterwald, Herzrasen bei einer Raftingtour, Panik im Escape Room – gemeinsame Teambuilding-Abenteuer können nach hinten losgehen. Anstatt die Gruppe zusammenzuschweißen, kann so manche Maßnahme den Zusammenhalt sogar gefährden – vor allem, wenn sie Urängste auslöst, und das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Dass sich das nicht unbedingt positiv auf die Beziehungsqualität auswirkt, erschließt sich von selbst.
Überforderung und Frust
Um die Kommunikation, das Vertrauen und die Problemlösefähigkeit des Teams zu stärken, setzen viele Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen auf Nervenkitzel oder sportliche Herausforderungen. Das geht spätestens dann in die Hose, wenn die klassische Vertrauensübung des Rückwärtsfallenlassens nicht klappt und die Kolleginnen die sich ausliefernde Person nicht adäquat auffangen können. Einige Mitarbeitende kämpfen vielleicht mit Höhenangst, Platzangst oder leiden unter Versagensgefühlen wegen ihrer Unsportlichkeit. Wenn Einzelne lieber nicht teilnehmen oder nicht alles mitmachen können, gelten sie schnell als „nicht teamfähig“. Die sportliche, furchtlose Kollegin sticht dagegen heraus und wird gelobt. Spannungen sind da oft wahrscheinlicher als ein starkes Wir-Gefühl.
Integrative Alternativen
Niedrigschwellige Aktivitäten wie etwa Wandern oder ein Picknick bringen hingegen Entspannung, Abwechslung und eine gelöste Atmosphäre. Sie bieten Raum für den freien Austausch und stärken das Gemeinschaftsgefühl, ohne jemanden zu überfordern. Auch das gemeinsame Anlegen eines Hochbeets oder einer Kräuterecke für die Praxis verbindet Naturerlebnis mit Teamgeist. Bei einem solchen Projekt kann jede und jeder mitwirken, es entsteht eine gemeinsame Verantwortung.
Auch Kochkurse oder das gemeinsame Zubereiten einer Mahlzeit fördern die Zusammenarbeit – und das Team kann die Ergebnisse gleich zusammen genießen. Vielleicht passt es ja ein- bis zweimal im Jahr – jenseits der offiziellen Betriebsfeier? Aufbauend wirken auch gemeinsame Mini-Workshops zu Themen wie „Stärken im Team“, in denen gegenseitig wertschätzendes Feedback gegeben wird. Am besten wählt das Team die Aktivitäten mit aus, sodass sich alle wohlfühlen. Eine Meta-Analyse von Forschenden um Dr. Cameron Klein im Journal „Small Group Research“ mit dem Titel „Does Team Building Work?“ zeigt, dass Teambuilding-Maßnahmen das Vertrauen, die Kommunikation und Zusammenarbeit moderat verbessern können. Am besten wirken dabei regelmäßige Maßnahmen.
Entscheidend: Kontinuität der Team-Building-Maßnahmen
Wichtig: Die Maßnahme sollte zum Team passen. Denn von Formaten wie einem Escape Room profitieren zum Beispiel Introvertierte wenig. Außerdem sollten Ärztinnen und Ärzte im Hinterkopf behalten, dass Teambuilding ein Prozess ist. So bezweifeln auch die schwedischen Forschenden Dr. Ingmari Cantzler und Prof. Svante Leijon von der Universität Göteborg den nachhaltigen Nutzen eintägiger Erlebnis-Events – jenseits eines kurzen Motivationsschubs. Wirklich wirksam sind ihnen zufolge kontinuierliche Maßnahmen, die Raum für gemeinsame Reflexion bieten.
Miteinander im Alltag
Es darf und sollte auch im Arbeitsalltag etwas Raum für den informellen Austausch geben. Gemeinsame Pausen, kurze Gespräche abseits der Arbeit sowie Treffen in lockerer Atmosphäre fördern Beziehungen und bauen Berührungsängste ab. Wer sich persönlich kennt, kann oft leichter offen Feedback geben, Konflikte konstruktiv lösen und gemeinsam Visionen entwickeln. Ein gutes Betriebsklima sorgt darüber hinaus für mehr Motivation und Engagement — die wichtigsten Zutaten für echten Teamgeist.