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Medizin

Alternativen zur Hormonbehandlung in den Wechseljahren

Eine gute Alternative zur Hormonbehandlung in den Wechseljahren stellen Phytopharmaka und Vitaminkombinationen dar. Dies bestätigte auch Prof. Harald Meden, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in Rüti (Schweiz), im Rahmen eines Vortrages auf dem 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Laut dem Experten leiden zwei Drittel aller menopausalen Frauen unter neurovegetativen oder psychischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen. Ursache sei der Östrogenmangel, der sich unter anderem auf die Funktion von Zentralnervensystem sowie Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin auswirke.

Kraft aus der Natur gegen Wechseljahrsbeschwerden

Die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) habe regulierende Einflüsse auf das Zentralnervensystem sowie auf den Hypothalamus, welcher an der Steuerung von Körpertemperatur, Schlaf und Emotionen beteilig ist, erklärte Meden. So lindere das Phytopharmakon die als Leitsymptome der Wechseljahre geltenden vasomotorischen Beschwerden, wirke schlaffördernd und antidepressiv.

Mit der Traubensilberkerze steht eine Behandlungsoption bei Wechseljahresbeschwerden zur Verfügung, die frei von hormonell aktiven Inhaltsstoffen – einschließlich Phytoöstrogenen – ist. Damit eröffnet sie betroffenen Frauen, die nicht mit einer Hormonersatztherapie behandelt werden können oder wollen, eine alternative Auswahlmöglichkeit.

Die Wirksamkeit eines isopropanolischen Cimicifuga-racemosa-Spezialextrakts wurde in klinischen Studien nachgewiesen. Dabei zeigte sich unter anderem, dass das pflanzliche Arzneimittel vergleichbar gut wirkt wie ein niedrig dosiertes Estradiol-Pflaster und eine höhere Sicherheit als Tibolon aufweist. Darüber hinaus wurden unter der iCR-Behandlung keine Veränderungen hormoneller Parameter wie der Östradiol-Werte oder östrogensensibler Gewebe wie Brust und Gebärmutter beobachtet. Deshalb könne es nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt selbst von Brustkrebspatientinnen mit oder ohne Komedikation durch Tamoxifen angewendet werden, so Meden. Eine Beobachtungsstudie lege sogar nahe, dass die Einnahme womöglich die rezidivfreie Überlebenszeit der Betroffenen verlängere.

Vitamine als Muntermacher in der Menopause

Hitzewallungen und Schlafstörungen führen nicht selten zu Erschöpfungszuständen. Als Ursache kommt außerdem ein Vitamin-B-Mangel in Frage. So spielen Vitamin B6, B12 und Folsäure eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel. Laut Meden nehmen 86 Prozent aller Frauen zu wenig Folsäure auf und viele von ihnen unterschreiten ebenfalls den empfohlenen Tagesbedarf an Vitamin B6 und B12. Hinweis auf eine Unterversorgung ist ein Homocystein-Wert über 10-12 µmol/l.

Bei der Behandlung sei eine parenteral verabreichte B-Vitaminkombination Tabletten oder Trinkampullen vorzuziehen, da die Injektionslösung aufgrund der deutlich höheren Bioverfügbarkeit Mangelsituationen sowie daraus resultierende Beschwerden schneller behebe als orale Darreichungsformen, so Meden. Manchmal verbessere sich die Lebensqualität der Patientinnen schon nach der ersten Spritze.